Viele Fachkräfte müssen sich irgendwann in ihrer Laufbahn mit der Frage, was ist Führung, auseinandersetzen. Sei es, weil sie selbst in Zukunft eine Führungsposition anstreben. Sei es aus reiner Neugierde an der Rolle Führungskraft.
Führung beschreibt ein Phänomen zwischen einem oder mehreren Individuen und einer unterstellten Gruppe, die geführt wird. Dieses System ist sowohl im ökonomischen als auch im politischen Bereich von zentraler Bedeutung.
Inhalt
Führung nach Rosenstiel
Die Fachliteratur liefert viele verschiedene Definitionen des Begriffes. Über einige wenige essenzielle Punkte konnte in den letzten Jahrzehnten Konsens gebildet werden. Nach Lutz von Rosenstiel wird die Frage was ist Führung wie folgt beantwortet:
Führung ist die unmittelbare, absichtliche und zielbezogene Einflussnahme durch InhaberInnen von Vorgesetztenpositionen auf Unterstellte mit Hilfe der Kommunikationsmittel.
Führung ist also die bewusste Verhaltensbeeinflussung anderer Personen, um definierte Ziele zu erreichen. D.h. die Führungskraft hat die Aufgabe das Verhalten andere Personen zu beeinflussen.
Wie kann Verhalten beeinflusst werden?
Das Verhalten von Mitarbeitern kann durch das eigene Verhalten, Einsicht und Konsequenzen beeinflusst werden.
Starke Führungspersönlichkeiten sind eine wichtige Voraussetzung für die Akzeptanz durch eine breite Basis. Während Positionen innerhalb eines Verbandes oftmals schon durch ihre Kompetenzen eine gewisse Autorität verleihen, benötigen gute Führungskräfte Eigenschaften, die eine Überzeugung der Basis begünstigen und eine Durchsetzung der eigenen Ziele ermöglichen. Vor diesem Hintergrund verwundert die immer wieder angefachte Diskussion über das Wie guter Führung und immer wieder neuer Konzepte keineswegs.
Führung vs. Leadership
Um es gleich vorweg zu nehmen, für mich sind Leadership (eng.) und Führung (dt.) genau das gleiche. Leadership umfasst verhaltenswissenschaftliches Wissen, das sich mit der Führung von Mitarbeitern befasst. Wer sich damit zufrieden gibt, kann gleich zur nächsten Überschrift weiter gehen. Für alle anderen noch ein Wort zu weiteren Meinungen:
- Bei Königswieser ist Führung der Überbegriff. Management und Leadership sind Unterbegriffe. Bei Management geht es um Ordnung und Berechenbarkeit. Bei Leadership um Mobilisierung und Bewegung.
- Am Management Center Vorarlberg kleidet die Führungskraft verschiedene Rollen aus: Experte, Leader, Manager und Entwickler.
- Reinhold Bartl unterscheidet zwischen komplizierten und komplexen Aufgaben. Komplizierte Aufgaben sind Management; komplexe Aufgaben sind Leadership = Führung.
- Für Barbara Heitger ist mit Leadership die unternehmerische Komponente gemeint. Also das Unternehmen voranbringen.
Die Liste könnte ewig fortgesetzt werden. Trotzdem würden wir zu keinem Konsens kommen. Das einzige was ich raus lesen kann, vielleicht eine Art Minimalkonsens, Führungskräfte sind auf unterschiedlichen Ebenen gefordert. Admiral Grace Hopper hat es für mich schön auf den Punkt gebracht: „You don’t manage people. You manage things. You lead people.“
Führung vs. Management
Mit klassischem Management sind im Wesentlichen betriebswirtschaftliche Aufgaben verbunden. Eigentlich alles was man in einem normalen BWL-Studium lernt. Vom verhaltenswissenschaftlichen Teil hört man im Studium so gut wie nichts. Natürlich gibt es auch hier Gegenstimmen, wie z.B. Fredmund Malik. Für ihn ist Führung die deutsche Übersetzung von Management. Für Merath ist ein Leader auch ein Manager. Die Führungskraft konzentriert sich sowohl auf Menschen (Führung oder Leadership), als auch auf Dinge (Management). Als Zwischenfazit kann man es auf folgende einfache Formel bringen:
Führung = Verhaltensbeeinflussung von Menschen
Leadership (eng.) = Führung (dt.)
Management = BWL = Handhaben von Sachverhalten
Ich persönlich kann mit manchen Definitionen mehr anfangen als mit anderen, dennoch greifen alle Versuche zu kurz. Es wird versucht, Begriffe zu positionieren und ihnen eine Bedeutung zu geben, was ich nicht für nützlich erachte. Sinnvoller halte ich einen Ansatz, bei dem die Aufgaben der Führungskraft in den Fokus gerückt werden.
Aufgaben einer Führungskraft nach Seliger
In ihrem lesenswerten Buch stellt Ruth Seliger die Aufgaben von Führung dar. In der Praxis hat eine Führungskraft folgende Aufgaben zu bewerkstelligen:
- Sich selbst führen: meint zum einen Selbstreflexion – also die Reflexion des eigenen Verhaltens. Zum anderen Selbstorganisation – also die Gestaltung der eigenen Arbeit. Einteilung von Aufgaben, Zeit und Kontakten.
- Menschen führen: hier geht es darum die Verbindung zwischen Menschen und Organisation sicher zu stellen. Des Weiteren muss der Leistungsprozess von Mitarbeitern gesichert und die Kooperation zwischen Mitarbeitern gesteuert werden.
- Organisation führen: Entscheiden ist die Kernaufgabe von Organisationsführung. Entscheidungen haben den Sinn, Komplexität zu reduzieren und Sicherheit zu geben.
Den Argumenten im Beitrag „Was ist eine Führungskraft“ folgend, bleibt „Organisation führen“ als zentrale Aufgabe von Führungskräften.
Führung in Organisationen
Führung bezeichnet in einer Hierarchie eine Position, die im Hinblick auf unterstellte Positionen über ein gewisses Mehr an Kompetenzen fachlicher, sozialer oder juristischer Art verfügt. Sowie einen Personenverband bei der Ausrichtung des gemeinsamen Handelns anleitet. Diese hierarchische Struktur lässt sich als Pyramide begreifen. Da die nächsthöhere Ebene mit weniger Rolleninhabern besetzt ist als die nächsttiefere.
Führungspositionen sind nur idealtypisch als souverän gegenüber den Mitarbeitern anzusehen. In der Realität bestehen starke wechselseitige Abhängigkeiten zwischen Führungsperson und dem angeführten Verband. Die Ausrichtung des gemeinsamen Handelns muss durch die angeführte Gruppe akzeptiert sein. Dabei helfen die durch die Organisation zugewiesenen Kompetenzen bzw. Macht.
Führen als Entscheidungsfunktion
Führung spielt eine große Rolle bei der Herstellung politischer, gesellschaftlicher oder ökonomischer Handlungsfähigkeit von Verbänden. Diese Verbände definieren sich zumeist über Interessen. Eine Interessengemeinschaft, z.B. eine Firma oder eine Abteilung, verfolgt jedoch selten absolut identische Interessen. Außerdem bestehen Differenzen in Bezug auf das Wie einer Verbandshandlung.
Aus diesem Grund geben die Anhänger einer Interessengemeinschaft Kompetenzen ab, die meistens durch Ernennung von oben an eine geeignete Person weitergereicht werden. Um als Gemeinschaft handlungsfähig zu sein, erhält die Führungsperson die Befugnis, über Sachverhalte zu urteilen und grundlegende Entscheidungen bei Zielkonflikten zu fällen. Führung ist also eine unentbehrliche Voraussetzung für die Entscheidungsfindung.
Fazit – Was ist Führung?
Führung definiert sich dadurch, dass der Führende bewusst das Verhalten seiner Mitarbeiter beeinflusst, um definierte Ziele zu erreichen. Diese Beeinflussung muss durch den Mitarbeiter akzeptiert sein, sonst handelt es sich um Manipulation. Neben den durch die Organisation zur Verfügung gestellten Kompetenzen, helfen der Führungskraft sämtliche Kommunikationsmittel, um gemeinsames Verhalten auf Ziele auszurichten. Wer mehr über Führung erfahren möchte, empfehle ich den Artikel „Führung – Was Führungskräfte wissen müssen„.
Dr. Patrick Fritz
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