Gastvorträge der renommierten Volkswirte Mathias Binswanger und David Stadelmann haben mein Bild zu Wachstum, Rezession und Inflation verändert. In diesem FRITZ Tipp werde ich die Zusammenhänge so einfach wie möglich erklären.
Wachstum nach Mathias Binswanger
Hier meine komprimierten Notizen zum Vortrag Warum die Volkswirtschaft immer weiterwachsen muss, selbst wenn wir genug haben von Mathias Binswanger:
- Wirtschaftswachstum ist in der Menschheitsgeschichte ein neues Phänomen.
- Erst mit Aufkommen des Kapitalismus zu Beginn des 19. Jahrhundert haben wir Wachstum von 2-4% pro Jahr erlebt.
- Bis vor Kurzem war dieses Wachstum mehr als erwünscht und diente der Befriedigung weiterer Bedürfnisse.
- Heute macht Wachstum in reichen Ländern die Menschen im Durchschnitt nicht mehr glücklicher und zufriedener – Sättigung!
- Warum wachsen wir dann weiter? Die kurze Antwort: Weil wir es müssen! Binswanger spricht vom Wachstumszwang.
- Um das zu verstehen, müssen wir einen Irrtum ausräumen. Wirtschaftswachstum kommt nicht durch Sparen, sondern durch die toxische Zutat Kredit.
- Damit mehr Unternehmen überleben als sterben, muss ständig mehr Geld in den Kreislauf und das gelingt nur durch Kredit.
- Kredit ist der wichtigste Teil der Wirtschaft, weil dadurch die Ausgaben erhöht werden können. In der Schweiz sind das zu 85 % Hypothekarkredite, also Immobilien.
- Bei zu starkem Wachstum erhöht die Zentralbank die Zinsen, um auf diese Weise die Investitionen durch neue Schulden zu bremsen.
- Ohne Wachstum der Geldmenge gerät das ganze System in eine Abwärtsspirale. Das Wort Wachstumszwang ist also gar nicht so verkehrt.
Wer Mathias Binswanger gerne hören möchte, dem empfehle ich das spannende Gespräch mit Bestseller-Autorin Ulrike Herrmann mit dem Titel „Kapitalismus: totgesagt oder unsterblich?“
Rezession und Inflation nach David Stadelmann
Hier meine komprimierten Notizen zum Vortrag Inflationsdruck, Geldwertverlust und Risiken einer globalen Rezession von David Stadelmann:
- Nach Stadelmann gibt es 3 fundamentale Gründe für Inflation:
- Angebotseinschränkung: Zero-Covid, Lieferkettenprobleme und der Krieg in der Ukraine führen zu eingeschränktem Warenangebot.
- Nachfrageausdehnung: Das eingeschränkte Warenangebot trifft auf eine höhere Nachfrage durch immer höhere Staatsschulden.
- Expansive Geldpolitik: Die immer höheren Staatsschulden werden durch ultra-tiefe Zinsen und Anleihenkäufe der Zentralbank ermöglicht.
- Dieses Umfeld führt zwangsläufig zu höheren Preisen und damit zu Inflation!
- Der Taylor Regel folgend, müssten die Zinsen mindestens bei 3-4 % liegen, eher höher.
- Höhere Zinsen bringen jedoch gleichzeitig Druck auf die Staatsfinanzen mit sich.
- Global gesehen sind wir schon in einer Rezession angelangt. Eine Rezession ist einfach erklärt, wenn das BIP des laufenden Jahres zwei Quartale unter dem des Vorjahreswertes liegt.
- Die Frage ist nur, wollen wir eine Rezession nach italienischem (15 % Inflation) oder deutschem Vorbild (3 % Inflation).
- Nach Stadelmann gibt es 3 Wege zu Stabilität und Wachstum :
- Inflationserwartungen stabilisieren durch höhere Leitzinsen.
- Staatliche Nachfrage dringend reduzieren durch Fokussierung.
- Ausdehnung des Angebots durch Flexibilisierung, Liberalisierung und Bürokratieabbau.
Fazit – Wachstum, Rezession und Inflation
Über Jahre hinweg wurde das Thema Inflation kleingeredet. Nun erleben wir, wie schnell Kaufkraftverlust passieren kann und Ersparnisse ihren Wert verlieren. Die Ursachen dafür sind nach Stadelmann relativ klar: Eingeschränktes Warenangebot trifft auf massive Geldschwemme, die durch ultratiefe Zinsen der EZB finanziert werden. Corona-Hilfen, Strompreisbremse und Co sind eben nicht umsonst! Der Staat sind wir selbst und damit ist auch klar, wer die Rechnung in der aktuellen Rezession in Form von Inflation bezahlt.
Dr. Patrick Fritz
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