Zweifelst auch du manchmal an deiner Umsetzungskraft? Hast du am Ende des Tages auch mehr To Do’s auf deiner Liste als zu Beginn? Siehst du auch ständig Probleme, die gelöst werden müssen? Wenn ja, mach‘ dir keine Sorgen – das ist kein Zeichen von Geisteskrankheit.
Positive und negative Gedanken
Unser Verstand ist darauf trainiert, in Problemen zu denken! Von den 40.000-80.000 Gedanken, die wir täglich haben, sind lediglich 3% positiv, während sich 25% der Gedanken um (negative) Probleme drehen. Die restlichen 72% entziehen sich unserer bewussten Wahrnehmung.
Um die immer steigende Anzahl an Problemstellungen zu lösen, haben wir uns viele Wege ausgedacht, wie wir zu Lösungen kommen: Business Pläne, KVP, Forecasts, Strategiesitzungen, Leitbilder, Change-Prozesse, usw.
Alles rationelle Bewältigungsstrategien für unterschiedliche Problemkategorien. Trotz ausgefeilter Methoden und Vorgehensweisen, erlebe ich zunehmend mehr Führungskräfte, die ihre Umsetzungskraft infrage stellen. Scheinbar ist alles klar, dennoch geht wenig vorwärts.
Bewusstsein und Unterbewusstsein
Um der Antwort auf die Frage nach der schwindenden Umsetzungskraft näher zu kommen, möchte ich den Begriff „Verstand“ genauer definieren. Nehmen wir an, unser Verstand besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: Bewusstsein und Unterbewusstsein.
Das Bewusstsein ist der analytische, kritische Teil. Auf dieser Ebene spielen mir mehr oder minder den gesamten Tag. Mit der Einschränkung, dass wir immer nur einen kleinen Ausschnitt der Realität wahrnehmen können. Lediglich 10^3 von 10^11 wahrgenommenen Bit/s werden im Bewusstsein verarbeitet. Ich nenne das den eingeschränkten Problem-Modus. Donald Hoffman vergleicht es mit einem 3D-Desktop:
Das Unterbewusstsein steuert unsere Körperfunktionen oder musst du daran denken zu atmen? Außerdem spielen sich unsere Träume im Unterbewusstsein ab. Wenn wir schlafen, schaltet sich nämlich unser Bewusstsein ab und das Unterbewusstsein übernimmt das Kommando. Schlussendlich werden alle unserer Erinnerungen und Emotionen im Unterbewusstsein abgespeichert (siehe oben 10^11 Bit/s).
Nun zeigt sich in der Praxis, dass der Verstand, oder besser gesagt das Bewusstsein, weder kreativ noch innovativ sind. Warum sollte das auch so sein? Schließlich ist die Funktion des Bewusstseins, Probleme zu erkennen und auf Basis abgespeicherter Muster (=Erfahrungen) abzuarbeiten.
Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass Kreativitätstechniken erfolgreich waren. Was ich aber schon oft gehört habe, dass darüber Schlafen hilfreich sein kann. Ich stelle daher vor diesem Hintergrund folgende Arbeitshypothese auf: Probleme und deren Lösungen sind auf unterschiedlichen Bewusstseins-Ebenen angesiedelt.
Umsetzungskraft und Bilder
Wenn wir der aufgestellten Arbeitshypothese folgen, stellt sich die Frage, wie wir unser Unterbewusstsein beeinflussen können, damit es uns bei der Lösung unserer Probleme behilflich ist. Die Argumentationskette läuft wie folgt:
- Wenn mir wirklich klar ist, wie ich es (in Zukunft) gerne hätte, dann…
- wird sich meine Wahrnehmung verändern. Ich nehme wahr, was hilfreich ist.
- fallen Entscheidungen, auch unbewusste, leichter.
- spiegelt meine Umwelt mein Inneres (siehe dazu Spiegelneuronen).
- Wenn sich mein Wunsch nicht erfüllt bzw. mein Problem nicht löst, weiß ich (vielleicht) nicht genau wie es sein soll.
- Das ist kein Grund Probleme zu ignorieren aber es gilt, den Blick nach vorne zu richten.
- Eine klare Vision (=Bild des Zielzustandes) erhöht die Umsetzungskraft.
- Umsetzungskraft heißt, sich selbst kennen und manchmal nochmals darüber schlafen.
Dr. Patrick Fritz
P.S.: Die oben dargestellten Gedanken basieren auf meiner Mitschrift eines Workshops zum Thema Umsetzungskraft mit Karl Edy aus Wien.
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