Von Christian Bauer, Geschäftsführer bei meisterleistung in Stuttgart, durfte ich das Transtheoretische Modell (TTM) nach James O. Prochaska (1982) kennenlernen. Sein Gastvortrag zeigt, dass viele Motive unser Verhalten beeinflussen. Wie aber aus unzähligen Motiven wirkliche Motivation und letztendlich beobachtbares Verhalten entsteht, zeigt dieser FRITZ Tipp am Beispiel Sport und Bewegung.
5 Stadien der Verhaltensänderung
Ein fauler Couch-Potato wird nicht von jetzt auf gleich sein Essverhalten ändern und ein begeisterter Triathlet werden. Das Transtheoretische Modell nach Prochaska zeigt Veränderungsprozesse in Phasen. Um ein negatives Verhalten zu ändern, muss gemäß dem Verhaltensmodell ein Änderungsprozess immer unterschiedliche Stufen („Stages of Change“) durchlaufen. Deshalb wird das Transtheoretische Modell auch als Stufenmodell der Verhaltensänderung bezeichnet.

Die 5 Stages of Change am Beispiel Radfahren sehen wie folgt aus:
- Absichtslosigkeitsstadium: Körperliche Aktivität? Nee, das ist nichts für mich…
- Absichtsbildungsstadium: Aktiv sein? Das wär schon was. Ich weiß noch nicht wie, aber irgendwie krieg‘ ich das hin!
- Vorbereitungsstadium: Sport treiben? Klar, ich hab mich schon Walking-Kurs angemeldet!
- Handlungsstadium: Seit 4 Wochen bin ich regelmäßig einmal die Woche laufen!
- Aufrechterhaltungsstadium: Ohne Sport könnte ich gar nicht mehr leben! Ich bin schon seit Jahren begeisterter Radfahrer.
Als 6. Stadium wurde von anderen Autoren das Abschlussstadium hinzugefügt. Das alte Verhalten wird dauerhaft aufgegeben.
„Der Führungskreis Qualitätsmanagement ist eine sehr gute Plattform, um mit Fachkollegen aus anderen Unternehmen und auch Bereichen die aktuellen Herausforderungen und Fragestellungen zu diskutieren. Durch die breite Erfahrung aller Führungskreisteilnehmer bekomme ich immer wieder neue Ansätze, aber auch andere Blickwinkel zu den Themen in unserem Arbeitsfeld. Vor allem die hervorragende Organisation, der gesamte Rahmen und der Input der von Patrick organisierten Fachexperten macht den Führungskreis zu einer gelungenen und bereichernden Veranstaltung für meine Tätigkeit.“
5 + 5 Veränderungsprozesse
Wie kann man also sein Verhalten dauerhaft ändern? Prochaska et al. haben Veränderungsprozesse („Processes of Change“) identifiziert, die das Durchlaufen der Stadien („Stages of Change“) fördern. Dabei wird zwischen kognitiv-affektiven und verhaltensorientierten Veränderungsprozessen unterschieden. Kognitiv-affektive Prozesse sind besonders in frühen Änderungsstadien von Bedeutung, verhaltensorientierte Prozesse besonders in späten Änderungsstadien.

Kognitive-affektive Prozesse („Processes of Change“) sind:
- Steigern des Problembewusstseins
- Emotionales Erleben
- Neubewertung der persönlichen Umwelt
- Selbstneubewertung
- Wahrnehmung förderlicher Umweltbedingungen
Verhaltensorientierte Prozesse („Processes of Change“) sind:
- Selbstverpflichtung
- Nutzen hilfreicher Beziehungen
- Selbstverstärkung
- Gegenkonditionierung
- Kontrolle der Umwelt
Führung in Veränderungsprozessen
Führungskräfte, die eine gewünschte Verhaltensänderung herbeiführen wollen, sollten zunächst auf kognitiv-affektive Änderungsprozesse wie Vorbild und Einsicht setzen, um das Problembewusstsein zu steigern. Erst im Handlungsstadium, wenn es um die direkte Umsetzung der Verhaltensänderung geht, sind Konsequenzen und Kontrolle der Rahmenbedingungen hilfreich, um das neue Verhalten zu stabilisieren und Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten.
„Führung ist nicht gleich Führung. Umso spannender ist der periodische Austausch darüber. Wir diskutieren im Führungskreis Essentials neben sachlichen Problemstellungen individuelle Fälle, mit dem Ziel, dem betriebsblinden Fallgeber auf die Sprünge zu helfen. Das erdet die Beteiligten und zeigt auf, dass wir alle mit dem gleichen Wasser kochen. Ich nehme von jedem Treffen eine ordentliche Portion Motivation mit zurück.“
Fazit – Das Transtheoretische Modell
Wer sich Verhaltensveränderung bei sich selbst oder anderen wünscht, ist gut beraten, die 5 Stadien der Verhaltensänderung und die 5 + 5 Veränderungsprozesse zu kombinieren. Wer ganz am Anfang steht, braucht zunächst Problembewusstsein. In der Phase der Absichtsbildung ist emotionales Erleben wichtig, z.B. eine Probe-eBike-Fahrt. Ziele und der nächste kleine Schritt, helfen während der Vorbereitung. Wer schon in der Handlung ist, muss in seinem neuen Selbstvertrauen bestärkt werden – toll gemacht! Wer dran bleiben will, braucht Routinen. Gerne auch gemeinsam mit Freunden.
Dr. Patrick Fritz
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