Im Top Management von Unternehmen finden sich häufig durchsetzungsstarke Persönlichkeiten, die ihre Führungsqualitäten bewiesen haben. Damit die dabei versammelte Energie ihr produktives Potenzial entfalten kann, sind bei der Gestaltung des Management- oder Führungsteams 7 Grundregeln zu befolgen.

Inhalt
Entscheidungsfähigkeit sicherstellen
Die Funktion von Hierarchie ist Entscheidung im Konfliktfall sicherzustellen. Hoffentlich gibt es bei der Führung eines Unternehmens viele Konflikte, die miteinander diskutiert werden, um die bestmögliche Entscheidung in der aktuellen Situation zu treffen. Falls Konflikte jedoch verschleppt werden, braucht es eine letzte Instanz, um eine Entscheidung zu ermöglichen.
Diese letzte Instanz ist in den meisten Fällen der CEO, Sprecher des Vorstands oder Eigentümer, also personifiziert. Wenn diese Grundregel verletzt wird, aus welchen Gründen auch immer, braucht es zumindest eine glasklare Entscheidungsstruktur. Eine Übereinkunft, wie entschieden wird. Mehr dazu im FRITZ Tipp Entscheidungsfindung leicht gemacht.
Weniger ist mehr
Je größer Management Teams werden, desto schwieriger die Abstimmung und Entscheidungsfindung. 8 Mitglieder bedeuten 28 mögliche Verbindungen, das ist definitiv zu viel! Um den sinnvollen Abstimmungsaufwand einigermaßen im Rahmen zu halten, sehe ich, neben dem CEO, maximal 3 bis 4 weitere Mitglieder. Das bedeutet 6 bis 10 mögliche Verbindungen.
Alles, was darüber hinaus geht, führt zu endlosen Besprechungen, die entweder durch den Zerfall in Kleingruppen gestoppt wird – das passiert auf jeder Party! Oder endet noch schlimmer in einem Nicht-Angriffspakt, nachdem niemand dem anderen in die Suppe spuckt und bei Entscheidungsvorlagen alle stillschweigend nicken.
Umsatz und Kosten
Wenn neben dem CEO nur 3 bis 4 weitere Mitglieder sinnvoll sind, stellt sich die Frage, wer mit im Boot ist. Im Top Management Team sollten meiner Erfahrung nach nur die Rollen mit dabei sein, die direkt auf Umsatz oder Kosten einzahlen. Dazu zählen in jedem Industriebetrieb die 3 heiligen Kühe Produktion, Vertrieb und Technik/Entwicklung.
Aus Fairnessgründen sehe ich keine indirekten Bereiche im Top Management Team. Sobald ein indirekter Bereich mit am Tisch sitzt, gibt es wenig Gründe einen anderen auszuschließen und schon sind wir wieder bei Grundregel 2, weniger ist mehr. Wer den Finger auf Umsatz und/oder Kosten hat, hat mehr zu sagen.
Die starken Zweiten
Betty Zucker schreibt den starken Zweiten typische Eigenschaften zu:
- Er/Sie hat die fünfzig überschritten.
- Er/Sie weiss viel, kann viel, hat viel Fachlichkeit zu bieten.
- Er/Sie verfügt über organisationales Geheimwissen.
- Er/Sie blickt auf eine solide, erfolgreiche Laufbahn zurück.
- Der Griff nach der ganzen Macht gelang ihm/ihr nicht, wollte er/sie nicht.
- Er/Sie ist mit einem Winner-Image präsent.
- Er/Sie gehört dazu (beinahe zur Familie)
- Er/Sie denkt kurz- bis mittelfristig, in Ein- bis Dreijahresschritten.
- Er/Sie zeigt gesunden Ehrgeiz und Eitelkeit.
- Er/Sie denkt noch nicht ans danach…
Um es kurz zu machen, bei der Gestaltung von Top Management Teams darf auf die starken Zweiten nicht vergessen werden. Wenn das Management Team nur im Feuerwehrmodus agiert, jedes Problem bis nach oben durchschlägt, ist langfristiges Handeln eine Illusion.
Familienmitglieder
Familienunternehmen sind die tragenden Säulen unserer regionalen Wirtschaft. Jeder gelungene Generationenwechsel ist ein absoluter Gewinn. Dennoch, Familienmitgliedschaft allein ist keine hinreichende Qualifizierung für eine Rolle im Top Management.
Hier bin ich wieder bei meiner Einleitung, im Top Management finden sich häufig durchsetzungsstarke Persönlichkeiten, die ihre Führungsqualitäten bewiesen haben. Sollte dies nicht der Fall sein, gibt es genügend wichtige Aufgaben auf der Eigentümerseite.
Generationenwechsel
Egal ob Familienmitglied oder nicht, im Top Management bis zur Pensionierung durchziehen ist keine gute Idee. Häufig erlebe ich hier ein Entscheidungsvakuum. Das greife ich bis zu meiner Pensionierung nicht mehr an, darum soll sich mein Nachfolger kümmern.
Hier gilt es gute Lösungen zu finden, wie z.B. eine Coaching-Rolle für langgediente Top-Manager. Noch wichtiger, wenn es dann so weit ist, die Inszenierung von würdigen Abschiedsritualen. Da geht mehr als ein Blumenstrauß und ein nettes Abendessen 😉
Regel-Ignoranten
Ein heißes Eisen sind Regel-Ignoranten auf höchste Führungsebene. In der Kirche gibt es die dazu passende Redewendung „Wasser predigen und Wein saufen“. Wenn der Regelverstoß groß genug ist, stehe ich für eine öffentliche Sanktionierung von Regel-Ignoranten ein. Das gilt gerade auch für High Performer auf höchster Ebene.
Wenn sich einmal der Eindruck breit macht, Regeln gelten nicht wirklich oder nur für bestimmte Personen oder Hierarchiestufen, landen wir in Teufels Küche. Schnell heißt es in der Belegschaft, der Fisch fängt beim Kopf an zu stinken. Öffentliche Sanktionen oder Strafen sind das einzige Mittel, um einen heilsamen Prozess einzuleiten. Die Entsorgung durch die Hintertür ist eine vertane Chance.
Fazit
Viele Organisation haben kein Führungsteam, sondern ein Managementgremium. In einem Gremium werden Bereichsinteressen verhandelt. In einem Team steht das gemeinsame Interesse im Vordergund. Dabei helfen die 7 Grundregeln für ein effektives Top Management Team!
Dr. Patrick Fritz
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