Gemeinsam mit Sparringspartnern im Führungskreis Produktion hatte ich die Gelegenheit der Frage nachzugehen, wie das Shopfloor Board durch Gamification positiv beeinflusst werden kann. In diesem FRITZ Tipp erfährst du, wie du die Arbeit am Shopfloor durch Gamification für alle Teilnehmer motivierender gestalten kannst.
Inhalt
Was ist ein Shopfloor Board?
Das Shopfloor Board gibt den kommunikativen Rahmen vor, um am Ort der Wertschöpfung zu führen. Mit Führung ist die zielbezogene Einflussnahme von Mitarbeitern durch Personen und Strukturen gemeint, um definierte Ziele zu erreichen.
In diesem Sinne kann bei der Shopfloor Tafel von einem Führungsinstrument in der Produktion gesprochen werden. Ein klassisches Shopfloor Board auf Ebene Gruppenleiter beinhaltet im wesentlichen Allgemeine Themen, Kennzahlen und Problemlösung:

Die Führungskraft (Person) versucht mit der Shopfloor Tafel (Struktur) die Aufmerksamkeit auf Abweichungen zu lenken und dadurch das Verhalten der Mitarbeiter zu beeinflussen. Bei der Gestaltung des Shopfloor Management Boards sind folgende Punkte zu beachten:
- Tägliche Treffen zur Kommunikation.
- Transparenz durch Visualisierung.
- Klare Verantwortlichkeiten.
- Probleme sichtbar machen.
- Systematische Lösung vor Ort.
- Go & See statt Meet and Mail.
Was ist Gamification?
Gamification wird als Anwendung spieltypischer Elemente in einem spielfremden Kontext definiert. Wenn man tiefer gräbt, wird schnell klar, auch mit Gamification wird zielbezogene Einflussnahme beabsichtigt, wie das Gamification Beispiel Piano Stairs wunderbar zeigt:
Der bei Gamification angenommene Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung lautet wie folgt: Jeder Mensch hat Bedürfnisse und ist von Haus aus motiviert, diese zu befriedigen. Die Grundbedürfnisse des Menschen sind mittels zweier Akronyme gut einprägbar:
- SCARF = Status, Certainty, Autonomy, Relatedness, Fairness.
- RAMP = Relatedness, Autonomy, Mastery, Purpose.
Spiele schaffen nun ein Umfeld, einen Kontext, einen Rahmen, in dem Menschen ihre Bedürfnisse befriedigen können und deshalb ein sehr motiviertes Verhalten an den Tag legen.
Shopfloor Board gestalten mit Gamification
Gemeinsam haben wir im Führungskreis Produktion die Köpfe zusammengesteckt und der Leitfrage folgend nachgedacht, wie Mitarbeiter auf ihre Grundbedürfnisse am Shopfloor Management Board einzahlen können. Heraus gekommen sind folgende Ideen:




Relatedness
- Teilnehmern am Shopfloor Board ermöglichen das WARUM zu verstehen.
- Teilnehmern am Shopfloor Tafel aufzeigen, was ihr Beitrag ist.
- Boards kommen zu den Leuten.
- Bereichsübergreifende Teams zur Problemlösung installieren.
Fairness
- Standard setzen, der für alle gilt.
- Teams beim Standard mitreden lassen.
- Spielregeln sind für alle gleich.
- Konsequenz wenn man sich nicht an Regeln hält.
- SF auch auf Management Ebene (wäre sonst nicht fair).
- Rechte und Pflichten definieren.
- Eine Kennzahl definieren an der ich „meine“ Wirkung erkenne.
- Nur Kennzahlen nehmen, aus denen ich was ableiten kann.
- Kennzahlen müssen sich regelmäßig ändern. Neuer Schwerpunkt setzen.
Mastery
- Fähigkeitspyramide darstellen. Aufzeigen wer sich wie weiterentwickelt.
- Benchmark zwischen den Teams. Von den Besten lernen.
Purpose
- Was ist das Wohl der Firma darstellen.
- Vorteil für die Teilnehmer beim Board Meeting dabei zu sein aufzeigen.
- Produktkenntnisse sicherstellen (Wofür trage ich eigentlich Verantwortung?)
Autonomy
- Mitarbeiter ermöglichen sich frei zur Problemlösung zu melden.
- Teams können soweit möglich eigenständig agieren.
- Handlungsspielraum im Team definieren
- Teams müssen mit der Problemlösung kommen. Sie müssen es zumindest selbst probieren.
- Steuerungsteam als Entscheidungsinstanz installieren, anstelle Produktionsleiter.
Certainty
- Klarheit der Aufgaben sicherstellen, um Sicherheit zu erzeugen.
- Augenhöhe als Grundsatz am Shopfloor Board.
- Aufzeigen, welche Ziele sichern den eigenen Arbeitsplatz.
- Mehrstufige Meetings andenken, z.B. mit Lieferanten.
- Eskalationspyramide, wenn es nicht funktioniert, evtl. mit Steuerungsteam als Entscheidungsinstanz.
Status
- Projektleiter für größere Projekte ernennen als Sonderrolle.
- Ein „Junger“ hat Verantwortung für EDV/IT-Themen, anstelle Teamleiter.
- Alle gleich, keine Sonderrollen vergeben.
- SCRUM-Master bzw. Moderator als Rolle (Prozesshüter) einführen.
Shopfloor Management Board 2.0
Wenn ich mir die ausgearbeiteten Vorschläge zur Gamifizierung des Shopfloor Boards zu Herzen nehme, gehen meine Gedanken für das Shopfloor Management Board 2.0 in folgende Richtung:




Über ein gemeinsames Shopfloor Ziel wird jedem Teilnehmern ermöglicht das warum zu verstehen. Um den Teamzusammenhalt zu stärken sind alle Teilnehmer mit einem Bild am Board vertreten. Die Skill-Matrix zeigt den gemeinsamen Fortschritt hinsichtlich Fähigkeiten auf. Der gemeinsame Weg auf den Berg im Vergleich zu den anderen dient dem Feedback zum aktuellen Status des Teams.
In diesem Zusammenhang lohnt sich auch der Blick auf den FRITZ Tipp Selbstorganisation braucht Führung. Am Ende des Tages könnte ein Shopfloor Management Board wie der light stripper funktionieren:
Fazit – Shopfloor Board gestalten mit Gamification
Shopfloor Management Board und Gamification sind beides Instrumente, um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen. Der Kontext wird besonders attraktiv, wenn er zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse dient. Hierzu bietet der Gamification Werkzeugkoffer eine große Palette an Instrumenten, um die gemeinsame Arbeit am Shopfloor Board noch motivierender zu gestalten.
Dr. Patrick Fritz
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