Ende 2019 führte uns die Innovation Journey zu Ursula Hillbrand in den Bregenzer Salon. Dieser FRITZ Tipp handelt davon wie durch die Kunst des Gastgebens (Art of Hosting) und Partizipation, Innovation ermöglicht wird.
Was ist Art of Hosting?
Oberflächlich betrachtet handelt es sich um ein Methodenset partizipativer Methoden, dass in einschlägigen Kreisen durchaus bekannt ist: World Café, Pro-Action Café, Collective Story Harvest, Open Space, Appreciative Inquiry, Circle, Ritual Dissent.
Genauer betrachtet, steht Art of Hosting für ein Haltung des herzlichen Gastgebens. Eine erfahrene Gastgeberin lädt dazu ein, selbst an der Aufführung mitzuwirken. Und genau durch diese Teilhabe, bis hin zur Ko-Kreation, kann Neues entstehen.
Chaos durch Partizipation
Jeder der schon einmal einen Raum erblickt hat, durch den ein Haufen Kinder durchgefegt ist wird Chaos feststellen. Art of Hosting propagiert genau dieses Chaos aktiv zuzulassen. Schließlich entsteht Innovation nicht in der Ordnung des Alltags.
Unordnung entsteht gerne da, wo viele mitreden. Um das zuzulassen braucht es echte Partizipation. Hillbrand unterscheidet unterschiedliche Stufen der Partizipation. Echte Partizipation passiert erst wenn Mitsprache gegeben ist:

Eine Warnung scheint mir an dieser Stelle angebracht. Partizipation kann nicht angeordnet werden. Der Gastgeber kann dazu einladen. Auf den Führungskontext gemünzt, ein kooperativer oder partizipativer Führungsstil ist Voraussetzung – alles andere ist Theater per Verordnung.
Von Partizipation zur Innovation
Die bisherigen Zutaten lauten: Eine herzliche Gastgeberin, sowie eine Einladung, die zum Mitmachen einlädt. Wenn wir dies in eine zeitliche Reihenfolge bringen, erhalten wir folgenden Innovationsprozess:




Wichtig erscheint mir der Grundsatz, „never host alone“. Wer eine gute Party schmeißt, kann dabei nur zustimmen. Das es Reibung braucht, genannt „Knirsch-Zone“, ist jedem der sich schon mit Innovation beschäftig intuitiv klar.
Die einzelnen Schritte des Innovationsprozess werden nun mit unterschiedlichen partizipativen Methoden hinterlegt. Besonders angetan hat es mir die wertschätzende Befragung, um aus konkreten Beispielen und positiven Erfahrungen der Teilnehmer zu lernen.
Vor diesem Hintergrund verwundern die herausgearbeiteten Erfolgsfaktoren für Innovation wenig: Schaffe Begegnungsräume, in denen alle mitmachen wollen und schenke ihnen Mut und Vertrauen. Inspiration darf gerne auch von außen kommen und mit eigenen Ideen kombiniert werden.
Peer Coaching im Pro Action Café
Eine weitere partizipative Methode ist die Brüsseler Weiterentwicklung eines World Café, das sogenannte Pro Action Café. Im Unterschied zum World Café kann hier jeder seine Problemstellung einbringen und bekommt von den Kollegen auf Augenhöhe Unterstützung dazu. Nach einem vorher definierten Ablaufplan wird in jeder Runde eine neue Frage gestellt:
- Was steckt hinter der Frage?
- Was fehlt noch?
- Was sind meine nächsten Schritte?
Abschließend berichten die Fallgeber oder Tischgastgeber von ihren wichtigsten Einsichten und nächsten Schritten. Ein wunderbares Format zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation in Form von Peer Coaching.
Fazit – Partizipation und Innovation durch Art of Hosting
Auf den ersten Blick eine Methodensammlung, ähnlich Liberating Structures. Auf den zweiten Blick ein rundum gelungenes Erlebnis bestehend aus einer herzlichen Gastgeberin in Person von Ursula Hillbrand, einer Einladung die einlädt mitzumachen, sowie ein konkreter Innovationsprozess mit großem Potential.
Dr. Patrick Fritz
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