Positives Feedback geben, auch loben genannt, ist gar nicht so einfach, wie viele Menschen denken. Ein Lob zur richtigen Zeit, im richtigen Ausmaß, soll schließlich die Motivation erhöhen. Negatives Feedback geben, auch kritisieren genannt, ist ungleich schwieriger.
Der Wert von negativem Feedback
Negatives, schlechtes oder kritisches Feedback wird häufig als unangenehm empfunden, vermutlich aufgrund der erwarteten Konsequenzen. Zenger und Folkmann zeigen im Harvard Business Review jedoch die Kehrseite: „Your Employees Want the Negative Feedback You Hate to Give„.
Das Ergebnis der Studie mit knapp 1000 Befragten ist recht simpel. Niemand möchte schlechtes Feedback geben, aber jeder möchte es hören. 92 % der Befragten stimmten der Aussage zu: „Negatives Feedback ist wirksam zur Verbesserung der Leistung, wenn es angemessen übermittelt wird.“
Wie kritisches Feedback angemessen übermittelt werden kann, habe ich kürzlich bei einem Workshop mit Herbert Salzmann im Rahmen des Führungskreis Produktion kennen gelernt. Sein Konzept „Wertschätzende Konfrontation“ hat mir Klarheit geliefert, die ich euch gerne weitergeben möchte.
Wertschätzung und Konfrontation kombinieren
Herbert Salzmann unterscheidet im Feedback-Gespräch zwischen Aufgabenebene und Beziehungsebene, ähnlich wie beim Vierseitenmodell nach Schulz von Thun.
Mit Aufgabenebene sind sachbezogene Aspekte gemeint, z.B. das erlebte Verhalten oder die Leistung eines Mitarbeiters. Dabei geht es nicht um Objektivität, sondern um meine subjektiven Erlebnisse.
Mit Beziehungsebene ist die Achtung vor der jeweils anderen Person gemeint, die unabhängig von Zweck und Nutzen der Person für mich gegeben sein muss. Salzmanns Überlegungen folgend, gilt folgende Grundhypothese:
Klar, bestimmt und konsequent in der AUFGABE. Zugleich respektvoll und wertschätzend in der BEZIEHUNG.

Negatives Feedback geben am Beispiel
Aus dieser Formel ergeben sich zweierlei Konsequenzen für kritisches Feedback. Erstens ist es Pflicht der Führungskraft, Probleme auf der Aufgabenebene klar, bestimmt und konsequent anzusprechen. Vor allem negatives Feedback geben, z.B. zur schlechten Leistung des Mitarbeiters, ist unumgänglich.
Zweitens darf es auf der Beziehungsebene zu keiner Abwertung kommen. Ein respektvoller, wertschätzender Umgang mit der Person muss gegeben sein. Auf der Beziehungsebene muss das Feedback positiv formuliert werden. Hier ein schönes Beispiel aus dem Alltag eines Polizisten:




Im Alltag kommt es häufig zur Vermischung der Aufgaben- und Beziehungsebene. Negatives Feedback geben wird dadurch ungleich schwieriger, weil die Person in ihrer Würde verletzt wird. Auf der anderen Seite passiert es allzu leicht, dass die Achtung gegenüber der Person flöten geht und eine Abwertung passiert.
Fazit – Negatives Feedback geben
Zum einen erscheint mir die zugrunde liegende Idee der „Wertschätzenden Konfrontation“ mehr als einleuchtend und hilfreich in der Praxis, insbesondere wenn es um negatives Feedback geben geht. Die praktische Umsetzung stellt jedoch einige Herausforderungen an Führungskraft und Mitarbeiter und braucht sicherlich Übung, Übung und nochmals Übung. Weitere Tipps bekommst du bei Ed Schein.
Dr. Patrick Fritz
Moin moin,
danke für den Beitrag. Auch wenn es vielleicht wie Haarspalterei wirkt, möchte ich die Begriffe Feedback, Lob und Kritik etwas deutlicher differenzieren. Positives Feedback ist meiner Meinung nach nicht mit Loben zu verwechseln. Mit einem Feedback geben ich meinem Gegenüber zu verstehen, wie z.B. eine Handlung auf mich gewirkt hat. Mit Lob oder Kritik bewerte ich das Verhalten meines Gegenübers. Beispiel gefällig?
Positives Feedback: „Du hast gestern Abend noch die Aufgabe XY übernommen. Darüber habe ich mich gefreut und es hat den Druck, unter dem ich stand, gelöst.“
Negatives Feedback: „Du hast gestern Abend noch die Aufgabe XY übernommen. Darüber habe ich mich sehr geärgert, weil ich mich darauf bereits gefreut hatte.“
Lob: „Du hast gestern Abend noch die Aufgabe XY übernommen. Du bist wirklich ein hilfsbereiter Kollege.“
Kritik: „Du hast gestern Abend noch die Aufgabe XY übernommen. So wie Du dabei unabgestimmt vorpreschst, ist dein egoistisches Verhalten für das Team nicht akzeptabel.“
Beides ist in Führungsrollen notwendig: Feedback geben und Bewerten. Es sind jedoch verschiedene Techniken mit einer meist sehr unterschiedlichen Wirkung. Daher sollten sie meiner Meinung nach auch differenziert eingesetzt werden.
Hallo Uwe,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar und die genauere Differenzierung der Begriffe Feedback, Lob und Kritik. Das macht den Artikel eine ganze Nummer besser!
Beste Grüße
Patrick