Das empfehlenswerte Buch „Kommunikation als Lebenskunst“ von Bernhard Pörksen hat mich dazu animiert die drei zentralen Kommunikationsmodelle nach Friedemann Schulz von Thun wieder auszugraben und mich damit zu beschäftigen.
Alles was man über den deutschen Psychologen und Kommunikationswissenschaftler schreiben würde kommt zu kurz. Dennoch möchte ich in diesem Beitrag den Versuch wagen seine drei zentralen Kommunikationsmodelle auf den Punkt zu bringen: Kommunikationsquadrat, Teufelskreis-Schema und Wertequadrat.
Kommunikationsmodell Nr. 1: Kommunikationsquadrat
Beim Kommunikationsquadrat wir analysiert, was jemand von sich gibt und was beim anderen ankommt. Dabei unterscheidet Schulz von Thun vier Aspekte oder Seiten einer Nachricht: Sachinhalt, Selbstkundgabe, Beziehungshinweis und Appell.
Das heißt, ein und dieselbe Nachricht enthält gleichzeitig mehrere Botschaften. Als wäre das noch nicht genug, verfügt aber auch der Empfänger der Nachricht über vier Ohren. Es hängt also davon ab mit welchem Ohr der Empfänger gerade hin hört.
Für jeden Aspekt einer Nachricht ergeben sich somit aufseiten des Senders und des Empfängers Möglichkeiten zum Missverständnis. Mehr dazu im vertiefenden Beitrag über das Kommunikationsquadrat, das auch Nachrichtenquadrat oder Vierseitenmodell genannt wird.
Kommunikationsmodell Nr. 2: Teufelskreis-Schema
Mit dem Teufelskreis-Schema verbindet Schulz von Thun auf elegante Weise individuelle und systemische Ansätze miteinander. Kommunikation kann nämlich nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss innerhalb einer Beziehungsdynamik erfasst werden. Die allgemeine Struktur einer solchen Beziehungsdynamik kann mit dem Teufelskreis-Schema erfasst werden:
Bei diesem Kommunikationsmodell werden vier Stationen unterschieden. Die Äußerung von Person 1, in diesem Fall der Sender, löst bei Person 2 dem Empfänger eine innere Reaktion aus. Person 2 könnte sich z.B. durch die Äußerung von Person 1 gekränkt oder beleidigt fühlen. Aufgrund der empfundenen Beleidigung giftet Person 2 in Richtung Person 1. Diese fühlt sich nun selbst angegriffen und legt einen noch schärferen Ton an. Eine typische Streitdynamik eben, bei der sich der gegenständliche Konflikt hochschaukelt.
Der vorgeschlagene Weg die Streitdynamik zu durchbrechen ist die Verwandlung der senkrechten in eine waagrechte Kommunikation. Das heißt konkret, Person 1 und/oder Person 2 muss seine innere Kränkung dem Gegenüber zum Ausdruck bringen. Man könnte auch von Metakommunikation sprechen. Allein Aufgrund der Äußerungen auf der Senkrechten wir die Kränkung beider Seiten immer nur schlimmer werden.
Darüber hinaus erscheinen mir folgende Aspekte zum Kommunikationsmodell Teufelskreis nach Schulz von Thun als wichtig:
- Der Teufelskreis ist nicht nur ein Modell zur Analyse von Paarproblemen, sondern Ausdruck eines neuen Denkstils (=Systemischer Ansatz bzw. Zirkularität).
- Das heißt Ursache-Wirkung oder die berühmte Frage wer ist schuld, verliert an Relevanz. Das Verhalten ergibt sich aus der Dynamik des Systems (Schuldprinzip vs. Zerrüttungsprinzip).
- Dennoch darf die individualdiagnostische Komponenten nicht vernachlässigt werden, manchmal gibt es gestörte Menschen ohne Zutun der Umwelt. Das System wirkt auf mich und ich wirke auf das System.
Kommunikationsmodell Nr. 3: Wertequadrat
Das ursprünglich von Paul Helwig entwickelte Wertequadrat zeigt auf, das jede menschliche Qualität (z.B. Sparsamkeit) nur dann zur Wirkung gelangen kann, wenn sie sich in „ausgehaltener Spannung“ zu einer Gegenqualität (z.B. Großzügigkeit) befindet. Sonst verkommt Sparsamkeit zu Geiz und Großzügigkeit zu Verschwendung.
Das Ziel ist jedoch nicht beide Werte in einer 50/50 Balance zu halten. Viel wichtiger ist es, dass man beide Werte oder Haltungen zur Verfügung hat. In der einen Situation kann es Sinn machen ein Pfennigfuchser zu sein. In der anderen Situation ist es vielleicht angebracht Großzügigkeit an den Tag zu legen. Deshalb wird auch von einer dynamischen Balance gesprochen.
Das Wertequadrat wurde später durch Schulz von Thun als Werte- und Entwicklungsquadrat einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Entwicklungsquadrat deshalb, weil für den Einzelnen oder die Gruppe die wünschenswerte Entwicklungsrichtung identifiziert werden kann. Mehr dazu im vertiefenden Beitrag „Wertequadrat nach Paul Helwig„.
Fazit – Schulz von Thun
Führungskräfte sollten die drei zentralen Kommunikationsmodelle Kommunikationsquadrat, Teufelskreis-Schema und Wertequadrat von Friedemann Schulz von Thun kennen und nutzen. Weil diese Kommunikationsmodelle dabei helfen, klarer im Dickicht der zwischenmenschlichen Kommunikation zu sehen. Gleichzeitig kann die Richtung von Maßnahmen im Führungsalltag sicherer bestimmt werden. Der interessierten Führungskraft empfehle ich zur weiteren Vertiefung den Sammelband „Miteinander reden“ von Schulz von Thun.
Dr. Patrick Fritz
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