Gastvorträge im Rahmen der Führungskreise Einkauf und Produktion des renommierten Volkswirt David Stadelmann haben mein Bild zu Inflation verändert. Dieser FRITZ Tipp steht deshalb unter dem Motto Inflation einfach erklärt.
Was ist Inflation?
Quelle: Europäische Zentralbank vom 27. Juli 2023
Nach Prof. Dr. David Stadelmann gibt es 3 fundamentale Gründe für Inflation:
- Angebotseinschränkung: Zero-Covid, Lieferkettenprobleme und der Krieg in der Ukraine führen zu eingeschränktem Warenangebot.
- Nachfrageausdehnung: Das eingeschränkte Warenangebot trifft auf eine höhere Nachfrage durch immer höhere Staatsschulden.
- Expansive Geldpolitik: Die immer höheren Staatsschulden werden durch ultra-tiefe Zinsen und Anleihenkäufe der Zentralbank ermöglicht.
Das somit geschaffene Umfeld aus Angebotseinschränkung auf der einen Seite und Nachfrageausdehnung auf der anderen Seite führt führt zwangsläufig zu höheren Preisen und damit zu Inflation!
Auch Prof. em. Hans-Werner Sinn, Präsident a.D. des ifo Instituts, stimmt in seiner Weihnachtsvorlesung 2022 Stadelmann vollinhaltlich zu. Die hauptsächlichen Ursachen der Stagflation sind für ihn ebenfalls Angebotseinschränkung und Nachfrageausdehnung:
Was tun gegen Inflation?
Der Taylor Regel folgend, müssten die Zinsen mindestens bei 3-4 % liegen, eher höher. Höhere Zinsen bringen jedoch gleichzeitig Druck auf die Staatsfinanzen mit sich. Global gesehen sind wir schon in einer Rezession angelangt.
Eine Rezession ist einfach erklärt, wenn das BIP des laufenden Jahres zwei Quartale unter dem des Vorjahreswertes liegt. Die Frage ist nur, wollen wir eine Rezession nach italienischem (15 % Inflation) oder deutschem Vorbild (3 % Inflation). Nach Stadelmann gibt es 3 Wege zu Stabilität und Wachstum:
- Inflationserwartungen stabilisieren durch höhere Leitzinsen.
- Staatliche Nachfrage dringend reduzieren durch Fokussierung.
- Ausdehnung des Angebots durch Flexibilisierung, Liberalisierung und Bürokratieabbau.

Warum Stadelmann Stabilität fast automatisch mit Wachstum verbindet, erklärt der renommierte Volkswirt Matthias Binswanger in seinem Klassiker Der Wachstumszwang: Warum die Volkswirtschaft immer weiterwachsen muss, selbst wenn wir genug haben.
Warum brauchen wir Wachstum?
Nach Binswanger ist Wirtschaftswachstum ist in der Menschheitsgeschichte ein neues Phänomen. Erst mit Aufkommen des Kapitalismus zu Beginn des 19. Jahrhundert haben wir Wachstum von 2-4% pro Jahr erlebt.
Bis vor Kurzem war dieses Wachstum mehr als erwünscht und diente der Befriedigung weiterer Bedürfnisse. Heute macht Wachstum in reichen Ländern die Menschen im Durchschnitt nicht mehr glücklicher und zufriedener – Sättigung!
Warum wachsen wir dann weiter? Die kurze Antwort: Weil wir es müssen! Binswanger spricht vom Wachstumszwang. Um das zu verstehen, müssen wir einen Irrtum ausräumen. Wirtschaftswachstum kommt nicht durch Sparen, sondern durch die toxische Zutat Kredit.




Damit mehr Unternehmen überleben als sterben, muss ständig mehr Geld in den Kreislauf und das gelingt nur durch Kredit. Kredit ist der wichtigste Teil der Wirtschaft, weil dadurch die Ausgaben erhöht werden können. In der Schweiz sind das zu 85 % Hypothekarkredite, also Immobilien.
Bei zu starkem Wachstum erhöht die Zentralbank die Zinsen, um auf diese Weise die Investitionen durch neue Schulden zu bremsen. Ohne Wachstum der Geldmenge gerät das ganze System in eine Abwärtsspirale. Das Wort Wachstumszwang ist also gar nicht so verkehrt.
Wer Mathias Binswanger gerne hören möchte, dem empfehle ich das spannende Gespräch mit Bestseller-Autorin Ulrike Herrmann mit dem Titel „Kapitalismus: totgesagt oder unsterblich?“
FAQ zur Inflation
Fazit – Inflation einfach erklärt
Über Jahre hinweg wurde das Thema Inflation kleingeredet. Nun erleben wir, wie schnell Kaufkraftverlust passieren kann und Ersparnisse ihren Wert verlieren. Die Ursachen dafür sind nach Stadelmann relativ klar: Eingeschränktes Warenangebot trifft auf massive Geldschwemme, die durch ultratiefe Zinsen der EZB finanziert werden. Corona-Hilfen, Strompreisbremse und Co sind eben nicht umsonst! Der Staat sind wir selbst und damit ist auch klar, wer die Rechnung in der aktuellen Rezession in Form von Inflation bezahlt.
Dr. Patrick Fritz
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