Die Heldenreise, auch Monomythos genannt, wurde ursprünglich von James Joyce geprägt und bezeichnet die Taten eines Helden auf einer Heldenreise. Joseph Campbell hat die Stationen einer Heldenreise erforscht und uns damit Einblick gegeben, warum uns Geschichten wie Odysseus, Star Wars oder Herr der Ringe von Kindheit an faszinieren.
Die Reise des Helden
Interessant an der Sache, die Heldenreise läuft nach dem immer selben Muster ab, tritt aber in den unterschiedlichsten Variationen auf. Wir glauben immer wieder unterschiedliche Filme zu sehen oder Romane zu lesen, im Kern läuft aber immer dasselbe Muster ab.
1. Paradies
Die Reise der Helden beginnt immer im Paradies, in seiner gewohnten Welt. Der Held wird vorgestellt in der Welt, in der er lebt. Alles ist gut, wie bei den Hobbits im Auenland.
2. Katalysator
Der Held wird durch einen Schicksalsschlag oder ein existenzielles Problem aus der gewohnten Bahn geworfen. Der Ring taucht auf und muss zerstört werden. Nach erster Verweigerung beginnt die (unfreiwillige) Reise.
3. Beistand
Der Held muss die Reise zum Glück nicht allein bestehen und erhält Beistand durch einen Mentor. Der Mentor ist ein Wissender, er kennt beide Welten, die alte und die neue. Zauberer (Gandalf der Weiße), Zwerge und Elben begleiten den Helden auf seinem Weg.
4. Prüfungen
Der Held durchläuft eine Phase der Prüfungen und Bewährungsproben und meistert sie entweder oder geht unter. Der Hobbit Bilbo nimmt seine Reise auf und muss unzählige Prüfungen bestehen, bei denen es um Leben oder Tod geht. Verbündete und Feinde werden nach und nach als solche erkannt.
5. Zuspitzung
Alles läuft auf die große Endprüfung bzw. den Endkampf hinaus. Das Vordringen zur tiefsten Höhle steht bevor. Der Held begegnet seinem Antagonisten und seinem inneren Feind. Der Ring muss im Vulkan versenkt werden und die scheinbare Übermacht der Feinde muss besiegt werden – die entscheidende Prüfung.
6. Ankommen
Wenn der Held alle Prüfungen bestanden hat, kommt er am Schluss in einer Art gelobtem Land an. Bilbo reist in den äußersten Westen. In der Moderne findet diese Odyssee innerlich statt: Der Held kommt am Schluss bei sich selbst an, bei einem neuen Selbst. Am Ende ist der Held persönlich gereift und befindet sich in einer neuen Situation.
Die Heldenreise am Beispiel Star Wars
Soweit bekannt, hat sich George Lucas, der Schöpfer des Star Wars Unsiversums, bei George Campbell inspirieren lassen und seine Geschichte entsprechend der Heldenreise aufgebaut. Hier in Kurzform:
Hier in Langform mit Hintergrundwissen, ergänzt um Herr der Ringe und Harry Potter:
Mythologeme als Salz in der Heldenreise
Als Ergänzung zur Heldenreise können Mythologeme hilfreich sein. Dabei handelt es sich um Elemente bzw. Motive innerhalb einer Mythologie, die immer wieder vorkommen und natürlich in keiner Heldenreise fehlen dürfen:
- Tod / Verlust (eines geliebten Menschen)
- Liebe / Hass
- Existentielle Prüfung / Entscheidung
- Einsamkeit / Verlassen sein / Dazugehörigkeit oder ausgeschlossen sein
- Ungerechtigkeit
Wer vor seinem geistigen Auge „Romeo und Julia“ durchgeht, wird schnell bemerken, dass alle Punkte in einem Stück abgedeckt sind. Auch in den allermeisten Heldenreisen kommen diese Grundmotive vor.
Fazit – Heldenreise und Business?
Nicht nur in Change-Prozessen stellt sich immer wieder die Sinn-Frage. Warum müssen wir uns verändern? Warum brauchen wir mehr Umsatz? Warum müssen wir schneller werden? Als Antwort kann man über Zahlen argumentieren und dadurch Veränderungsdruck erzeugen.
Vielleicht kann aber auch die Heldenreise, geschickt vermischt mit einzelnen Mythologemen, helfen den Change-Prozess an sich begreifbar zu machen. So kann eine Dramaturgie für Change-Prozesse entwickelt werden, die in unseren Genen steckt und für alle verständlich und nachvollziehbar ist. Wie lautet ihre Geschichte?
Dr. Patrick Fritz
Kommentar verfassen