Zum Jubiläum 100 Jahre Wifi habe ich den Vortrag „Gehirngerechtes Lernen“ mit Dr. Katharina Turecek besucht. Ich möchte euch von 4 Lern-Mythen berichten und was man draus lernen kann.
Inhalt
Lern-Mythos 1: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns
Dieser Mythos geht auf eine Untersuchung von 1842 zurück (Zehn-Prozent-Mythos). Der Autor, man darf kaum Wissenschaftler sagen, verkleinerte das Gehirn einer Taube so lange, bis sie nicht mehr fliegen oder essen konnte. Tja, mit 10% Gehirnmasse hat die Taube halt noch funktioniert. Der Mythos wurde völlig ungerechtfertigt auf Menschen übertragen und hält sich bis heute.
Lern-Mythos 2: Multitasking spart Zeit
Gerade Frauen können angeblich 10 Sachen nebeneinander machen. Alle Untersuchungen zeigen, dass ist ein Schmarren. Bei Lernen unter Ablenkung werden andere Gehirnareale genützt als dafür vorgesehen. Lösung: Single-Tasking. Auch bei Folien wird zu viel Text verwendet. Hier ist weniger Text mehr, auch Bilder und Videos sollen nicht verkehrt sein.
Lern-Mythos 3: Man lernt durch Wiederholung
Ja, man kann durch Wiederholung lernen, aber nur wenn die Wiederholungen von Mal zu Mal schwieriger werden. Das kann z.B. durch Spacing erreicht werden, d.h. die Abstände zwischen den Wiederholungen werden größer. Ebenfalls sollte das Wiederholte variiert werden. Wenn z.B. Vokabeln nicht im Kontext gelernt werden, kann man sie zwar kurzfristig runterrasseln. Wenn aber der Kontext fehlt bzw. zu wenige Verknüpfungen im Hirn erzeugt werden, ist unser Gehirn wiederum gut im aktiven Vergessen.
Lern-Mythos 4: Unterbewusste Beeinflussung
Kennt ihr den Mythos der unterbewussten Beeinflussung durch Werbebotschaften in Filmen (Trink Cola! Telefoniere mehr!). Der Blödsinn konnte niemals nachgewiesen werden, selbst der „Erfinder“, Chef einer schlecht laufenden Werbeagentur, gab den Betrug zu. Für ihn war jedoch die PR rund um den Gag das Geschäft seines Lebens.
Tipps für Gehirngerechtes Lernen
Lern-Mythen halten sich beständig. Dennoch sind viele aufschlussreiche Untersuchungen dazu gekommen, die uns den gehirngerechtes Lernen erleichtern:
- Je intelligenter jemand ist (höherer IQ), desto niedriger ist seine Gehirnaktivität. Laienhaft ausgedrückt braucht der Intelligentere weniger Areale seines Gehirns, um eine Aufgabe zu lösen.
- Ohne Aufmerksamkeit wird nicht gelernt, d.h. lernen nebenbei, mit Buch unter dem Kopfkissen oder neben dem Fernseher, funktioniert nicht.
- Immer wieder das Gleiche zu lesen ist keine gute Lernstrategie, da die Aufmerksamkeit bei jeder Wiederholung zurückgeht.
- Der Lernstoff muss sinnvoll sein. Wenn kein Sinn dahintersteckt, z.B. Silben auswendig zu lernen, ist unser Gehirn wahnsinnig gut darin schnell zu vergessen.
- Nachhaltiges Lernen funktioniert nach dem Prozess: Überblicken – Erarbeiten – Einprägen.
- Verständnisprozesse können gefördert werden durch:
- Paraphrasieren: In eigenen Worten ausdrücken
- Fragen stellen: Fragen an den Lernstoff oder Lehrer stellen. Vielleicht auch Fragen stellen, bevor etwas gelernt wird. Was könnte mich interessieren?
- Aktiv und produktiv werden: Selbstständige Arbeiten ist der Schlüssel für Lerneffizienz. Wenn ich dabei bin, lerne ich am besten.
Fazit – Gehirngerechtes Lernen
Gehringerechtes Lernen geht einfach wenn die Erkenntnisse der Neurowissenschaften berücksichtigt werden: Weniger lernen, dafür tiefer lernen. Immer nur eine Aufgabe, dafür mit voller Aufmerksamkeit. Wiederholen ja, aber mit ansteigender Schwierigkeit. Nicht nur auswendig lernen, sondern den Kontext immer mitdenken. In eigenen Worten ausdrücken und Fragen an das zu Lernende stellen. Eigentlich ganz einfach!
Dr. Patrick Fritz
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