„Jetzt lass uns aber mal sachlich bleiben“, wer kennt diesen Ausspruch nicht? Gerade im geschäftlichen Umfeld sind Gefühle nicht gut angeschrieben. Gefragt sind Zahlen, Daten und Fakten. Für Jonathan Sprungk der völlig falsche Ansatz. Für ihn sind Mitarbeiter die Gefühle zeigen engagiert und motiviert bei der Sache und keine Zombies die innerlich bereits gekündigt haben.
Wie tickt der Mensch?
Zur Verdeutlichung nutzt Jonathan Sprungk die Metapher des Eisbergs. Seiner Meinung nach spielen sich 99,991% auf der Beziehungsebene ab. Die Sachebene erscheint vor diesem Hintergrund beinahe vernachlässigbar. Ähnlich argumentiert Neuro-Experte Cendales. 20% sind bewusst über Sprache und Schrift zugänglich. 80% sind unbewusst nur über den Körper und Bilder zugänglich.

Die Folge dieser Eingangsthese ist klar. Führung, im Sinne zielbezogener Einflussnahme, muss auf der Emotionsebene stattfinden. Alles andere ist Management, im Wesentlichen der Umgang mit betriebswirtschaftlichen Aufgaben. Oder wie Salzmann so schön sagt, Klar, bestimmt und konsequent in der Aufgabe und zugleich respektvoll und wertschätzend in der Beziehung.
„Der Führungskreis IT ist ein tolles Format, der Umgang äußerst offen und kollegial – etwas Besonderes. Die regelmäßigen Treffen mit sehr guten Impulsvorträgen zu den Fallbeispielen sind ein willkommener Blick über den Tellerrand. Dabei kommt der persönliche Austausch untereinander nie zu kurz und es bietet sich die Möglichkeit für eine branchenfremde Sichtweise des Themas.“
Regelkreis der Handlung
Was muss passieren damit ein Mensch handelt? Die Antwort darauf nennt Jonathan Sprungk Regelkreis der Handlung. Demnach sind die Bedürfnisse des Menschen die Basis aller Handlung. Aus dem Bedürfnis heraus entsteht die Vision, ein Bild wie es sein soll. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es Strategie oder Plan. Im besten Fall entsteht daraus Handlung. Ob diese Handlung zielführend war, sagt uns das Gefühl. Vergleichbar mit einem Thermostat bei einer Heizung.

Nach Häusel strebt der Mensch nach der Erfüllung seiner Emotionssysteme (Grundbedürfnisse). Wir erleben einen Mangel, das Bedürfnis wird über die Zeit stärker, tritt über die Bewusstseinsschwelle und verlangt nach Befriedigung (grüne Linie). Wenn von außen Anreize, z.B. durch Kommunikation (Werbung), gesetzt werden, die auf die Emotionssysteme einzahlen, entsteht Motivation.
Die 4 archetypischen Gefühle
Jonathan Sprungk unterteilt in vier archetypischen Gefühlen Wut (Hau den Lukas), Trauer (Rosamunde Pilcher), Angst (Europapark) und Freude (Glück). Diese im Berufsalltag oft verpönten Gefühle haben wichtige Potentiale, die leider gerne vergessen werden. So hilft Angst z.B. dabei fokussiert und kreativ zu sein, wie folgende Abbildung aufzeigt.
Der Experte schlägt vor die 4 archetypischen Gefühlen Wut, Trauer, Angst und Freude verantwortungsvoll in den Führungsalltag zu integrieren. Zum einen geht es darum die eigenen Gefühle gut leben zu können (Selbstführung). Zum anderen geht es darum für Mitarbeiter den Raum zu halten und deren Gefühle zu ermöglichen – warum darf ein Mitarbeiter nicht wütend sein?
Den Effekt dieser Handlungsmaxime erkennt man bei Kindern sehr einfach. Auf fürchterliche Angst, tobende Wut oder herzzerreißende Trauer folgt fast immer pure Freude. Das Problem beginnt immer erst an der Stelle, wo Gefühle nicht gelebt werden dürfen und weggesperrt werden müssen. Dann werden Gefühle zu Emotionen.
„Der Führungskreis Qualitätsmanagement ist eine sehr gute Plattform, um mit Fachkollegen aus anderen Unternehmen und auch Bereichen die aktuellen Herausforderungen und Fragestellungen zu diskutieren. Durch die breite Erfahrung aller Führungskreisteilnehmer bekomme ich immer wieder neue Ansätze aber auch andere Blickwinkel zu den Themen in unserem Arbeitsfeld. Vor allem die hervorragende Organisation, der gesamte Rahmen und der Input der von Patrick organisierten Fachexperten macht den Führungskreis zu einer gelungenen und bereichernden Veranstaltung für meine Tätigkeit.“
Gefühle vs Emotionen
Für Jonathan Sprungk entstehen Gefühle im Augenblick und dauern weniger als 20 Sekunden. Ein Gefühlstropfen kommt ins Bewusstsein und kann unmittelbar abfließen, wie in nachfolgender Abbildung ersichtlich. Erst wenn Gefühle nicht abfließen, nicht gelebt werden dürfen, werden daraus Emotionen. Wenn sich diese stauen, wir der Fühler nach oben gesetzt. Bekannt Hilfsmittel sind Drogen, Alkohol und Medikamente.

Kommt es zusätzlich zu einer Vermischung von aufgestauten Emotionen, entstehen laut Dahlke bekannte Krankheitsbilder. Angestaute Wut und Trauer in Kombination sind der perfekte Cocktail für eine hausgemachte Depression. Deshalb gilt, Führen mit Gefühlen ist verantwortlich. Führen mit Emotionen ist höchst unverantwortlich.
Fazit – Gefühle in der Führung
Wie immer trifft Jonathan Sprungk einen wichtigen Punkt. Menschen sind fühlende, soziale Wesen. Führung muss zwangsläufig bei den Gefühlen ansetzen. Nur weil es irgendwo geschrieben steht, ist noch lange nichts passiert. Erst die Angst vor Strafe, versetzt Berge. Erst die Gefühle sagen dem Denken, wohin der Hase laufen soll, so Precht.
Dennoch bin ich überzeugt, Gefühl und Verstand bilden keinen Gegensatz. Gefühle sind lernfähig, wie Precht an einem schönen Beispiel darstellt. Was mich als Kind geängstigt hat, jagt mir heute keine Schrecken mehr ein. (..) Und dieses Lernen der Gefühle hat durchaus etwas mit meinem Verstand zu tun. (..) so entscheidet langfristig mein Verstand im Hintergrund auch mit über meine Gefühle.
Dr. Patrick Fritz
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