Gastbeitrag von Dr. Gerhard Klocker, hantschk, klocker & partner, zum Thema Führungsfeedback.
Feedback ist ein mächtiges Führungsinstrument. Je komplexer die Anforderungen in der Führungsrolle sind, umso wichtiger wird es, die eigenen Verhaltensmuster, die eigene Person und die eigenen Energien einer Reflexion zu unterziehen. Eine gute, schnell zugängliche Außenperspektive von jemandem, der mich als Führungskraft kennt, liefert wertvolle Hinweise für die aktuellen Rollenerfüllung und Impulse für Veränderungen und Anpassungen: „Je turbulenter die Zeiten umso wichtiger ist es zu wissen, wo man steht und wo man hin will!“
Wie kann der Abgleich von Selbst- und Fremdbild professionell gestaltet werden? – Hier die Geschichte eines realen Führungsfeedback-Workshops:
Am Beginn des Workshops begrüßt Herr Vogel, der Abteilungsleiter, seine Mitarbeitenden. Er lädt herzlich dazu ein, die vorliegenden Auswertungen einer Online-Befragung zu seinem Führungsverhalten gemeinsam zu diskutieren und das folgende Feedback an ihn vorzubereiten. Dann verlässt er den Workshop. Gespannt warten die Mitarbeitenden auf die Ergebnisse. Abschnitt für Abschnitt werden die Auswertungen besprochen. Dabei werden unterschiedliche Sichtweisen und Gemeinsamkeiten zu den einzelnen Fragestellungen deutlich. Die Mitarbeiter suchen Beispiele zur Illustration und verdichten ihre Meinungen zu einem Feedback. In der Diskussion wird deutlich, dass das Verhalten von Herrn Vogel bei seinen Mitarbeitenden unterschiedliche Resonanz auslöst: Das Verständnis für das Führungsverhalten und die Steuerungsvorstellungen des Abteilungsleiters wächst.
In der Folge – Herr Vogel ist im zweiten Teil des Workshops mit dabei – geben die Mitarbeitenden Rückmeldungen an ihren Vorgesetzten. Ein Dialog zu seinem Führungsverhalten entwickelt sich. Herr Vogel erfährt, wie seine Verhaltensweisen erlebt werden und kann seinerseits Hintergründe erklären, Missverständnisse abbauen, Transparenz schaffen. Ideen werden ausgetauscht und Optimierungsvorschläge diskutiert. Zum Abschluss werden Vereinbarungen getroffen.
Im Rückblick äußern sich Mitarbeitende und Vorgesetzter erfreut über den offenen und konstruktiven Austausch – auch zu heiklen Themen. Der Workshop endet mit einem Coaching von Herrn Vogel durch den Berater, bei dem das Feedback reflektiert und die Umsetzung der geplanten Maßnahmen besprochen werden.
Es gibt Feedback-Formen, in denen sich auch der Vorgesetzte, Kollegen, ev. sogar Kunden an der Rückmeldung beteiligten. Bei diesen 360-Grad-Feedbacks erhält die Führungskraft sozusagen eine „Rund-um-Perspektive“ auf das eigene Verhalten, dessen Wirkung und mögliche Verbesserungspotenziale.
All diese Feedbackformen sind kräftige, wirkungsvolle Führungsinstrumente. Sie unterstützen das Bedürfnis von uns Menschen als soziale Wesen, dass andere auf uns reagieren und wir auf sie Einfluss nehmen (wohlwissend, dass sie auch ständig auf uns Einfluss nehmen). Führungsfeedback wird zur wichtigen Quelle von Energie und Orientierung.
Ablauf zur Durchführung eines Führungsfeedback
- Vorbereitungsgespräch und Anpassung des Verfahrens an die Situation des Bereiches
- Information an die Teilnehmenden (Mitarbeitende, eigener Vorgesetzter, Kollegen) durch die Führungskraft
- Online-Erhebung (einschl. Auswertung)
- Führungsfeedback-Workshop, einschl. eines Coaching-Gesprächs zwischen Führungskraft und Berater
- Maßnahmen-Controlling
Dr. Gerhard Klocker, hantschk, klocker & partner, ist Organisationsberater und Management-Coach. Wiederkehrende Themenfelder sind der Wandel in den Organisationen, die strategische Ausrichtung und die Mitarbeiterführung.
Kommentar verfassen