Wie kann Selbstverantwortung bei Mitarbeitern gefördert werden? Schon mehrfach hatte ich diese Frage in den Führungskreisen Produktion und Vertrieb auf dem Tisch. Natürlich auch im Zusammenhang mit der beliebten Generationenfrage X, Y, Z. In diesem FRITZ Tipp versuche ich zentrale Erkenntnisse aus Workshops mit Dr. Andrea Kaiser weiterzugeben.
Was ist Selbstverantwortung?
Mit Verantwortung ist nach Duden eine Verpflichtung gemeint dafür zu sorgen, dass innerhalb eines bestimmten Rahmens alles einen möglichst guten Verlauf nimmt und möglichst kein Schaden entsteht. Nun stellt sich die Frage wie weit dieser Rahmen gefasst ist.
Im Falle von Selbstverantwortung geht es darum, für das eigene Handeln einzustehen und für einen möglichst guten Verlauf zu sorgen. Das ist mehr als vorgegebene Aufgaben zu erledigen, sondern darüber hinaus mitzudenken. Aus dem Beobachter wird ein Teilnehmer, vielleicht sogar ein Mitgestalter.
Quelle: Dr. Andrea Kaiser, persönliche Mitschrift beim Führungskreis Vertrieb im Mai 2023.
Sprungk unterscheidet an dieser Stelle weiterführend zwischen kindlicher, erwachsener, hoher und radikaler Verantwortung. Kindliche Verantwortung meint nur für das eigene Wohlbefinden zu sorgen. Erwachsene Verantwortung steht dafür den angerichteten Schaden zu beseitigen. Menschen mit hoher Verantwortung erweitern den Blick in die Zukunft und werden präventiv tätig. Radikale Verantwortung zielt darauf ab auch andere Personen in die Verantwortung zu führen.
Führung zur Selbstverantwortung
Im Kern müssen vier Faktoren beachtet werden, um mehr Selbstverantwortung möglich zu machen: Fehlerkultur, Delegation, Befähigen und Commitment.
- Fehlerkultur: Es braucht eine lösungs- und ressourcenorientierte Fehlerkultur, in der Fehler etwas Wertvolles sind. Jeder Fehler ist die Möglichkeit durch Feedback zu lernen. Dabei bleibt die Frage offen, wie oft der gleiche Fehler passieren darf. Wenn jedoch bei jeder Kleinigkeit ein Schuldiger gesucht wird, ist Selbstverantwortung uninteressant.
- Delegation: Selbstverantwortung kann nur dort entstehen, wo die Führungskraft bereit ist, loszulassen. Vielleicht auch in dem Wissen, ich könnte es eigentlich selbst besser. Dabei ist es wichtig einen stabilen Rahmen zu schaffen, in dem durch klare Zielsetzung und aktivem Zulassen etwas Neues entstehen kann.
- Befähigen: Delegieren ist nur eine Seite derselben Medaille. Mitarbeiter müssen befähigt werden, Selbstverantwortung wahrnehmen zu können. Hier haben sich z.B. Paten-Modelle sehr gut bewährt, indem ein erfahrener Mitarbeiter die Mentoren-Rolle übernimmt und den neuen Mitarbeiter zu mehr Selbstverantwortung führen kann.
- Commitment: Wenn der Weg der Selbstverantwortung erst einmal beschritten ist, darf es kein Zurück mehr geben. Auch wenn es einmal schiefgeht, ist das Commitment gegenüber dem Mitarbeiter das um und auf. Nur durch eine enge Bindung kann das notwendige Vertrauen entstehen, das für diesen Weg notwendig ist.
Selbstverantwortung bei der Generation Z
Wie kann Selbstverantwortung gefördert werden, wenn wir zusätzlich die unterschiedlichen Generationen mit in den Blick nehmen? Hier hat Dr. Andrea Kaiser weiter präzisiert:
- Feedback: Jeder Fehler ist die Möglichkeit durch Feedback zu lernen, aber davon braucht es bei der Generation Z viel mehr.
- Abgeben: Selbstverantwortung kann nur dort entstehen, wo die Führungskraft bereit ist, loszulassen. Der Prozess des Abgebens muss bei der jüngeren Generation zügig vorangehen.
- Rahmen: Generell ist es wichtig einen stabilen Rahmen zu schaffen, dieser muss jedoch eindeutiger als zuvor definiert werden.
- Freiraum: Der Rahmen muss eindeutiger definiert werden, aber auch Freiraum für eigene Ideen ermöglichen.
- Rolle: Auch die Rollenerwartungen werden mehr und mehr in Richtung Beteiligung ausgelegt, damit die eigenen Ideen wirksam werden können.
- Ziele, Story und Erfolge: Getragen muss das ganze Konstrukt von einem sinnvollen Auftrag sein, der sich in Zielen, einer konsistenten Story und der Möglichkeit für Erfolge niederschlägt.




Fazit
Schaffe einen stabilen Rahmen, in dem durch klare Zielsetzung und aktivem Zulassen etwas Neues entstehen kann (Delegation). Gib regelmäßig Feedback (Befähigen) und lebe mit den Konsequenzen (Fehlerkultur). Vertraue auf den eingeschlagenen Weg (Commitment). Selbstverantwortung entwickelt sich nicht per Verordnung, sondern im Angesicht eines Verantwortungsüberschusses.
Dr. Patrick Fritz
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