„Ziele setzen – planen – umsetzen“ – eine altbekannte Management-Logik, die in vielen Unternehmen umgesetzt wird aber auch an ihre Grenzen stößt. Was können wir von erfahrenen Unternehmern lernen und was machen sie anders? Effectuation heißt das Zauberwort. Wie das funktioniert, hat uns Michael Faschingbauer auf Einladung von FRITZ Führungskreise sehr eindrucksvoll und lebendig vermittelt. Bei dieser Methode geht es weniger darum zu prognostizieren, zu definieren und zu planen, sondern vielmehr darum, auf Vorhandenes zu setzen, Partnerschaften zu schließen und leistbaren Verlust zu berücksichtigen. Zum Nachlesen, haben wir für euch die wichtigsten Punkte seine Vortrages im LCT One zusammengefasst.
Was ist Effectuation?
Die Kognitionswissenschaftlerin Saras Sarasvathy prägte den Begriff „Effectuation“ (von lat. effectus = Wirksamkeit) als Fachbegriff für eine Logik unternehmerischen Denkens und Handelns. Diese Logik basiert auf vier Prinzipien:
1. Mittelorientierung anstatt Zielorientierung
Erfahrene Unternehmer beginnen immer bei den verfügbaren Mitteln und fragen sich „Wer bin ich, was weiß ich und wen kenne ich?“ anstatt Ziele zu setzen, obwohl die Situation volatil, mehrdeutig und ungewiss ist.
2. Leistbarer Verlust anstatt erwarteter Ertrag
Unternehmer orientieren sich am leistbaren Verlust und überlegen, was man für ein Vorhaben aufs Spiel setzen möchte. Der erwartete Ertrag lässt sich in ungewissen Situationen ohnehin nicht abschätzen und ist Glaskugelleserei.
3. Zufall nutzen anstatt Risikomanagement
Für Vorhaben, die sich schlecht planen lassen, spielt der Zufall eine wichtige Rolle. Er hilft dabei, unternehmerische Gelegenheiten zu erzeugen. Management betrachtet den Zufall jedoch als Störgröße, der durch Risikomanagement reduziert werden soll.
4. Partnerschaften schließen, mit denen, die früh mitmachen anstatt auf die „Richtigen“ zu warten
Als Unternehmer fährt man besser damit, sein Vorhaben gemeinsam mit jenen zu entwickeln, die sich bereits früh beteiligen wollen anstatt zu planen, wer die „richtigen“ Kunden, Partner, Lieferanten und Mitarbeiter sein könnten.
Wie funktioniert Effectuation?
Auf Basis der vier beschriebenen Prinzipien, ergibt sich folgender Prozess für unternehmerisches Denken und Handeln. Ein Handlungsimpuls führt zu der Frage „Was ist da?“ bzw. „Wer bin ich, was weiß ich und wen kenne ich?“ (=Mittelorientierung). Anschließend geht es darum schnell ins Handeln zu kommen, unter Berücksichtigung des leistbaren Verlusts. Dann wird sich zeigen, wer bereit ist, früh mit zu machen. Auf dieser Basis können neue Vereinbarungen geschlossen werden, die zu neuen Mitteln und/oder Zielen führen.
Wann ist Effectuation sinnvoll?
An dieser Stelle kommt sehr schnell die Kritik, dass Effectuation doch nicht immer sinnvoll ist. Ja, die Kritiker haben Recht. Wenn die Aufgabe planbar ist, hat sich die zielorientierte Denkweise, genannt Management, bestens bewährt. Warum also etwas ändern? Das laufende Geschäft lässt sich meist ausreichend gut planen. Aber gerade wenn wir nicht mehr weiter wissen. Wenn die Dinge unklar sind. Dann spielen Ansätze wie Design Thinking, SCRUM und eben Effectuation ihre Stärke aus. Die folgende Abbildung bringt es sehr gut auf den Punkt.
Je höher die Ungewissheit, der Neuigkeitsgrad, der Bedarf an Abstimmung und Kommunikation, desto eher Effectuation & Co. Je höher der Wissensstand, je standardisierter die Aufgabe, desto eher Management & Co.
Fazit – Effectuation
Was ist unsere Erkenntnis und wie können wir Effectuation für uns umsetzen? Michael Faschingbauer lädt uns hierzu mit folgenden Schritten auf eine Schiffsreise ein: Zunächst abklären, was der Anlass zum Handeln ist. Anschließend erkennen, welches Schnellboot gestartet werden kann. Und dann die Frage stellen, wen ich an Bord mitnehmen möchte. Die unternehmerischen Vereinbarungen stehen am Ende der Reise und am Anfang eines erfolgreichen Unternehmens.
Dr. Patrick Fritz
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