Mit diesem Beitrag gebe ich einen Überblick zu den sechs wichtigsten Change Management Erfolgsfaktoren, die wir im Führungskreis IT erarbeitet haben: Unzufriedenheit, Ziele, Erste Schritte, Mitarbeiterbeteiligung, Nachhalten und Projektorganisation.
1. Unzufriedenheit mit der Ausgangssituation
Die Notwendigkeit der Veränderung muss für die Betroffenen spürbar sein. Dieses Spüren kann sich in zwei Dimensionen ausdrücken. Zum einen in der Dimension „Hin zu“, zum anderen in der Dimension „Weg von“. „Weg von“ ist die klassische Change-Philosophie. Es muss ein Schreckensbild aufgebaut werden, um Bereitschaft für Veränderung zu erzeugen. Die Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation sollte also groß genug sein. „Hin zu“ stellt einen etwas zugegeben gutgläubigen Ansatz dar. Wir bewegen uns vollkommen ohne Druck auf ein Ziel zu, weil es für uns so attraktiv ist.
2. Klare und akzeptierte Ziele
Wichtig sind klare und akzeptierte Ziele für das Change-Projekt. Besonders wünschenswert wären darüber hinaus besonders attraktive Ziele, im Sinne der SMART-Formel. Antoine de Saint-Exupery hat es wohl am besten auf den Punkt gebracht:
Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.
Weg von der Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation, hin zu einem attraktiven Zukunftsbild.
3. Erste Schritte
Wenn IST und SOLL klar sind, braucht es nun erste konkrete Schritte, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Alle Schritte bis zum Ziel können und müssen noch gar nicht klar sein. Häufig lernt man auf dem Weg dazu und passt ggf. das Ziel an. Umso wichtiger ist es, dass die ersten konkreten Schritte sitzen (Quick Wins).
Damit die ersten Schritte leichter Fallen braucht es Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen. Führungsverhalten beeinflusst Mitarbeiterverhalten. Deshalb macht es Sinn mit gutem Vorbild voran zu gehen und erwünschtes Verhalten vorzuleben. Mehr dazu im FRITZ Tipp „Verhaltensänderung durch Führung„.
4. Mitarbeiterbeteiligung
Mitarbeiter zu beteiligen ist gerade sehr in Mode. Vielleicht stehe ich dem Begriff deshalb ein wenig kritisch gegenüber. Sei es wie es wolle, wenn es um Change Management Erfolgsfaktoren geht, darf Mitarbeiterbeteiligung auf keinen Fall fehlen. Schließlich sind es ja gerade Mitarbeiter die häufig zu den Betroffenen einer Veränderung zählen. Zwei Punkte scheinen mit bei der Mitarbeiterbeteiligung besonders wichtig.
Erstens heißt eine notwendige Veränderung nicht zwangsläufig, dass alles schlecht ist, was bisher gut war. Bestehendes Verhalten muss gemeinsam gewürdigt werden, damit etwas Neues hinzugefügt werden kann. Das Neue kann nur eine Ergänzung des Bestehenden sein.
Zweitens durchlaufen Mitarbeiter und Führungskräfte die sieben emotionalen Phasen einer Veränderung zeitversetzt. Dieser Umstand muss beachtet werden und bei der Planung eines Change-Projektes berücksichtigt werden. Mehr dazu im Beitrag „Change Kurve nach Kübler-Ross“ oder direkt im dazu passenden Video:
5. Nachhalten
Sind die ersten Schritte gemeinsam getan, müssen das neue erwünschte Verhalten im Unternehmen verankert werden. Dazu muss ein funktionierender Feedback-Prozess zur Bewertung der Zwischen-Ergebnisse installiert werden.
Ganz konkret sollte das neue Verhalten ein Punkt im Mitarbeitergespräch sein. Die vorhandenen Belohnungssysteme sollten auf die neuen Ziele adaptiert werden. Werden die neuen Verhaltensweisen nämlich nicht nachgehalten, droht das Change-Projekt schnell zu scheitern.
6. Projektorganisation
Um Change-Prozesse sinnvoll abgrenzen zu können, empfiehlt es sich, Veränderungen in Form eines Projektes umzusetzen. Mit einem Projekt können klare Ziele und Verantwortlichkeiten vereinbart werden. Zusätzlich sind Start und Ende in Projekten klar definiert. Endlos-Change-Prozesse können so verhindert werden.
UPDATE 2017: Die Change-Formel
In einem Vortrag bin ich auf die ursprünglich von David Gleicher formulierte Change-Formel aufmerksam geworden, die später von Kathie Dannemiller überarbeitet wurde. Die ersten drei der genannten Erfolgsfaktoren (Unzufriedenheit mit der Ausgangssituation; Klare und akzeptierte Ziele; Erste Schritte) spiegeln sich darin perfekt wider:
D x V x F > RD = Dissatisfaction with how things are now
V = Vision of what is possible
F = First, concrete steps that can be taken towards the vision
R = Resistance
Fazit – Change Management Erfolgsfaktoren
Die sechs wichtigsten Change Management Erfolgsfaktoren sind: Unzufriedenheit, Ziele, Erste Schritte, Mitarbeiterbeteiligung, Nachhalten und Projektorganisation. Die Berücksichtigung dieser Erfolgsfaktoren ist mehr als ratsam, schließlich sind sie aus dem Scheitern vieler vorangegangener Change-Projekte entstanden.
Dr. Patrick Fritz
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