Erfahre in diesem FRITZ Tipp wie sich Bedürfnisse, Bedarf und Nachfrage voneinander unterscheiden, anhand konkreter Beispiele. Eine verständliche Erklärung ist für weiterführende Konzepte wie Bedürfnispyramide, Design Thinking oder Limbic Map von zentraler Bedeutung.
Inhalt
Was sind Bedürfnisse?
Mit dem Erleben von Mangel verbundener intrapsychischer Spannungszustand, der über das Streben nach Beseitigung des Mangels zu Entspannung führt (sog. Bedürfnisbefriedigung).
Quelle: In Anlehnung an Pschyrembel 2021.
Ein menschliches Bedürfnis ist ein gefühlter Mangel, der befriedigt werden möchte. Unerfüllte Bedürfnisse drücken sich häufig als Probleme aus, manchmal auch als Wünsche. Deshalb unterscheidet Uebernickel zwischen Problemen (problem-fields) und Wünschen (opportunity-fields).
Comelli und Rosenstiel zeigen die erlebte Intensität eines Bedürfnisses zwischen Mangelzustand und Befriedigung. Sowie die Wirkung eines Anreizes auf das Bedürfnis. Durch einen Anreiz (z.B. kaltes Bier) kann ein bestehendes Bedürfnis (z.B. Durst oder Geselligkeit) intensiver und früher aktiviert werden.
Beispiele für Bedürfnisse
Die Maslowsche Bedürfnispyramide ist das bekannteste Modell zur Klassifikation von Grundbedürfnissen. Abraham Maslows empirische nicht belegte Theorie geht davon aus, dass Grundbedürfnisse einer tieferen Stufe erst weitgehend befriedigt sein müssen, bevor die Befriedigung der höheren Bedürfnisse angestrebt wird.
- Stufe 1 – Physiologische Bedürfnisse: Atmung, Wasser, Sauerstoff, Nahrung, Essen, Trinken, Schlafen, Wärme, Sexualität.
- Stufe 2 – Sicherheitsbedürfnisse: Stabilität, Geborgenheit, Schutz, Angstfreiheit, Struktur, Ordnung, Gesetze und Grenzen.
- Stufe 3 – Soziale Bedürfnisse: Liebe, Zuneigung, Zugehörigkeit, Austausch, Partnerschaft, Freunde.
- Stufe 4 – Individualbedürfnisse: Achtung, Anerkennung, Status, Macht, Selbstachtung.
- Stufe 5 – Selbstverwirklichung: Altruismus, Individualität, Gerechtigkeit, Güte, Talententfaltung.
Unerfüllte Bedürfnisse sind damit der Schlüssel zur Motivation. Aus Bedürfnissen entstehen Motive. Ein Begriff der auf Schopenhauer (1788-1860) zurückgeht. Die Gesamtheit aller Motive wird als Motivation bezeichnet und sind die Beweggründe für Handlungen, wie bereits Goethe erkannte.
Was ist Bedarf?
Bedarf ist das konkrete, greifbare Verlangen nach bestimmten Gütern zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Es wird mit Kaufkraft (Geld) abgedeckt.
Quelle: www.rechnungswesen-verstehen.de
Physiologische Bedürfnisse wie Nahrung, Wärme oder Schlaf sind nach Maslow die grundlegendsten und mächtigsten Bedürfnisse unter allen. Diese Bedürfnisse müssen wir unbedingt befriedigen, sonst können wir nicht weiterleben. Folglich muss die Überlegung getroffen werden, mit welchen Gütern das jeweilige Bedürfnis befriedigt werden soll (=Bedarf).
Beispiele für Bedarf
Bedürfnisse | Bedarfe |
Stufe 1 – Physiologische Bedürfnisse: Atmung, Wasser, Sauerstoff, Nahrung, Essen, Trinken, Schlafen, Wärme, Sexualität. | Kantine, ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze, gut temperierte, staub- und lärmfreie Arbeitsräume, Ruhe-, Sport- und Gymnastikmöglichkeiten. |
Stufe 2 – Sicherheitsbedürfnisse: Stabilität, Geborgenheit, Schutz, Angstfreiheit, Struktur, Ordnung, Gesetze und Grenzen. | Unfallprävention am Arbeitsplatz, langfristige Arbeitsverträge, Information an alle Mitarbeiter, Krankheitsversicherung, Unfallversicherung, ökonomisch gesunder Betrieb, aber auch psychologische Sicherheit. |
Stufe 3 – Soziale Bedürfnisse: Liebe, Zuneigung, Zugehörigkeit, Austausch, Partnerschaft, Freunde. | Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Betriebsausflüge, Teeküchen, Gruppenräume, Seminare, Teamarbeit, Qualitätszirkel und gutes Betriebsklima. |
Stufe 4 – Individualbedürfnisse: Achtung, Anerkennung, Status, Macht, Selbstachtung. | Anerkennung durch Vorgesetzte, Titel, Statussymbole, Privilegien, Besuch von Tagungen oder Kongressen und Auszeichnungen (Mitarbeiter des Monats). |
Stufe 5 – Selbstverwirklichung: Altruismus, Individualität, Gerechtigkeit, Güte, Talententfaltung. | Selbstständigkeit bei der Arbeit, Möglichkeit Verbesserungsvorschläge einzubringen, Freiraum durch kooperativen Führungsstil, Dezentralisierung, Teamisierung, Training on the job und eigene Arbeitsplatzgestaltung. |
Was ist Nachfrage?
Die Nachfrage gilt als Teil des Bedarfs, der seine Wirksamkeit am Markt durch eine Kaufentscheidung erhält.
Quelle: www.rechnungswesen-verstehen.de
Da uns nicht unendlich Kaufkraft bzw. Geld zur Verfügung steht, muss immer wieder eine Entscheidung getroffen werden, welche Güter zur Bedürfnisbefriedigung gekauft werden und welche nicht. Wenn der Bedarf zum Entschluss eines Kaufs führt, wird von Nachfrage gesprochen.
Vor diesem Hintergrund wird auch schnell klar, worum es beim Wirtschaften im Kern geht. Unter Wirtschaften verstehen die Wirtschaftswissenschaften die Entscheidung über knappe Ressourcen zwecks bestmöglicher Bedürfnisbefriedigung. Bedürfnisse stellen den Ausgangspunkt des Wirtschaftens dar. Die Summe aller Transaktionen, die dadurch ausgelöst werden, nennen wir Wirtschaft.
FAQ zur Unterscheidung von Bedürfnissen, Bedarf, Nachfrage
Fazit – Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage einfach erklärt
Ein gefühlter Mangel, genannt Bedürfnis, scheint immer wieder die Triebfeder für unser Handeln zu sein. Demgegenüber stehen Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen Waren anbieten, um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Nicht umsonst schreibt Precht (2007, S. 92): „Wir nehmen gezielt das wahr, was unserer aktuellen Aufgabe, unserem Ziel oder unseren Bedürfnissen entspricht“.
Dr. Patrick Fritz
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