Sowohl Vierseitenmodell als auch Wertschätzende Konfrontation beruhen auf dem 2. Axiomen der Kommunikation nach Paul Watzlawick: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt. Wer Paul Watzlawick war und was die 5 Axiome der Kommunikation wirklich besagen, erfährst du in diesem FRITZ Tipp.
Inhalt
Wer war Paul Watzlawick?
Der österreichische Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick (1921-2007) war einer der bedeutendsten Vertreter des radikalen Konstruktivismus. Konstruktivismus ist eine Erkenntnistheorie, die davon ausgeht, dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird (Wirklichkeitskonstruktion):
Carl-Auer autobahnuniversität · Paul Watzlawick – Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Da Wirklichkeitskonstruktionen durch Kommunikationsprozesse entstehen, begann Paul Watzlawick menschliche Kommunikation zu untersuchen und eine eigenständige Kommunikationstheorie zu entwickeln: Es entstanden die 5 Axiome nach Watzlawick. Diese Kommunikationstheorie beruht auf Voraussetzungen, genannt die 5 Axiome der Kommunikation, die letztlich auf den Systembegriff nach Bateson zurückgehen. Aber was bedeutet Axiome überhaupt?
Die Existenzanalyse ist ein sinnzentriertes Grundkonzept des Menschen und seiner Entwicklung. Viktor Frankls Logotherapie ist die darauf aufbauende sinnzentrierte Psychotherapie, mit dem Ziel, Lebensbejahung wiederzugewinnen und Lebensangst abzubauen.
Quelle: Persönliche Mitschrift bei einem Führungskreis-Workshop mit Manfred Zumtobel 2023.
Im Folgenden wird die Kommunikationstheorie nach Paul Watzlawick anhand von Beispielen für die 5 Axiome erläutert.
Axiom 1: Man kann nicht nicht kommunizieren!
Nach Watzlawick kommt es zwischen zwei Menschen zu einer Kommunikationssituation, sobald sie sich gegenseitig wahrnehmen. Sei es durch Worte, Tonfall, Pausen, Lachen, Seufzen, Gesten, Mimik oder Körperhaltung. Watzlawicks 1. Axiom besagt, dass Kommunikation wie Verhalten ist und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man ebenso nicht nicht kommunizieren. Jedes Verhalten in einem sozialen System wird gedeutet.
Wer kennt nicht die Situation in einem voll besetzten Fahrstuhl, Bus oder Wartezimmer eines Arztes? Jeder sieht verstohlen an Decke oder Boden. Niemand spricht und dennoch wird durch das eigene Verhalten fortlaufend kommuniziert. Eigentlich habe ich jetzt keine Lust mit wildfremden Menschen zu sprechen, mir geht’s gerade nicht gut.
Es ist für mich immer eine Bereicherung, in einer vertrauensvollen Umgebung einen sehr offenen Austausch zu erleben. Nicht selten bringen mich querdenkende Ansätze aus anderen Branchen auf innovative Ideen, um dann die Lösungsansätze mit altbekannten Methoden neu zu gestalten. Patrick hat durch seine konstruktive und lösungsorientierte Moderation „aus einer Gruppe von QM-Leitern einen tollen regionalen Führungskreis“ gemacht.“
Axiom 2: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei Letzterer den Ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist. Das 2. Axiom ist eine Konkretisierung des 1. Axiom. Verhalten wird sowohl in Bezug auf den Inhalt, als auch auf die Beziehung gedeutet.
Das wohl bekannteste Beispiel zum 2. Axiom nach Watzlawick ist das Paar im Auto vor der Ampel nach Schulz von Thun. Die Frau sitzt am Steuer, und der Mann sagt „Du, da vorne ist Grün!“ Die Frau antwortet: „Fährst du oder fahre ich!?“.
Salzmanns Überlegungen folgend, gilt folgende Grundaussage für die Führung von Mitarbeitern: Klar, bestimmt und konsequent in der AUFGABE (Inhaltsaspekt) und zugleich respektvoll und wertschätzend in der BEZIEHUNG (Beziehungsaspekt). Auf der Beziehungsebene darf es zu keiner Abwertung kommen, damit die Dinge auf der Aufgabenebene bestimmt und konsequent angesprochen werden können.
Axiom 3: Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Watzlawick schreibt: „Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktionen der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bestimmt.“ Mit Interpunktion bezeichnet die Kommunikationswissenschaft den Startpunkt einer kreisförmigen, sich wiederholenden Kommunikation. Die wechselseitigen Deutungen des Verhaltens wirken verstärkend.
Gesprächspartner gliedern den Kommunikationsablauf unterschiedlich, indem sie z. B. den Anfang eines Konfliktes zu jeweils verschiedenen Zeitpunkten setzen. Ihr eigenes Verhalten interpretieren sie, als Reaktion auf den von ihnen gesetzten Anfang. So wird es möglich, die Ursache für die eigene Reaktion dem anderen zuzuschieben. Schulz von Thun benennt dieses Phänomen als Teufelskreis-Schema:
Die Äußerung von Person 1, in diesem Fall der Sender, löst bei Person 2 dem Empfänger eine innere Reaktion aus. Person 2 könnte sich z.B. durch die Äußerung von Person 1 gekränkt oder beleidigt fühlen. Aufgrund der empfundenen Beleidigung giftet Person 2 in Richtung Person 1. Diese fühlt sich nun selbst angegriffen und legt einen noch schärferen Ton an. Eine typische Streitdynamik, bei der sich der Konflikt hochschaukelt.
Der vorgeschlagene Weg, die Streitdynamik zu durchbrechen, ist die Verwandlung der senkrechten in eine waagrechte Kommunikation. Das heißt, Person 1 und/oder Person 2 muss seine innere Kränkung dem Gegenüber zum Ausdruck bringen. Man könnte auch von Metakommunikation sprechen. Allein aufgrund der Äußerungen auf der Senkrechten wird die Kränkung beider Seiten immer nur schlimmer werden.
Axiom 4: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
Watzlawick konkretisiert mit dem 4. Axiom erneut das 1. Axiom: „Wir dürfen vermuten, dass der Inhaltsaspekt digital übermittelt wird, der Beziehungsaspekt dagegen vorwiegend analoger Natur ist.“ Anders gesagt, nicht nur das gesprochene Wort (digital), sondern auch die nonverbalen Äußerungen (analog) teilen etwas mit. Watzlawick meint mit analog und digital, also nicht offline und online, sondern nonverbale und verbale Elemente.
Axiom 5: Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Beziehungen zwischen Gesprächspartnern basieren entweder darauf, dass sie diese gleichrangig oder nicht gleichrangig gestalten. Damit präzisiert Watzlawick das 3. Regelkreisaxiom. Ähnlich wie die Transaktionsanalyse nach Berne steuern hier die unterschiedlichen Beziehungsmuster auch ihre Kommunikation. Gleichrangige Beziehungen (z.B. Freunde) bezeichnen die Autoren als symmetrisch, nicht gleichrangige (z.B. Eltern-Kind) als komplementär. Schulz von Thun spricht von unterschiedlichen Ebenen der Kommunikation:
Im oben dargestellten Fall spricht Seite A aus dem Eltern-Ich heraus. „Du sollst machen“, „Du sollst tun“, „Du hast zu folgen“. Während Seite B automatisch als Kind angesprochen wird und dabei keine wirkliche Entscheidung zu treffen hat. Die Verwechslung der Ebenen, mutwillig oder nicht, passt häufiger als man denkt. An dieser Stelle kann es allein schon hilfreich sein, sich dieser Ebenen bewusst zu sein, zu prüfen, wo bin ich unterwegs und ggf. die Ebene zu wechseln.
Die 5 Axiome der Kommunikation im Unternehmen
Axiom 1: Man kann nicht nicht kommunizieren
Als Führungskraft hat man eine Vorbildfunktion. Auch wenn man nichts sagt, sagt man sehr viel. Dies kann zu Unsicherheiten gegenüber Mitarbeitern oder Kollegen führen.
Axiom 2: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Im Vierseitenmodell nach Schulz von Thun wird dieses Thema ebenfalls behandelt. Für Führungskräfte bedeutet dies, dass das Geben und Empfangen von konstruktivem Feedback mit einer Bewusstwerdung über die zugrunde liegenden Wahrnehmungs- und Interpretationsmuster einhergehen muss.
Axiom 3: Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung
Gemäß dem 3. Axiom macht es keinen Sinn, Schuldige für Fehler oder Misskommunikation zu suchen, denn der Ursprung oder die „Schuld“ liegt im Auge des Betrachters.
Axiom 4: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten
Das Nonverbale ist also genauso wichtig, wie das Verbale. Regelmäßiges Feedback zum eigenen Verhalten zu bekommen, um sich selbst zu reflektieren, z. B, in einem unserer FRITZ Führungskreise, kann helfen, die beidseitige Kommunikation zu verbessern.
Axiom 5: Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär
Als Führungskraft bedeutet dies, immer auf Augenhöhe kommunizieren und nicht von oben herab. Wichtig ist aber auch, dass nicht von unten nach oben kommuniziert wird und insbesondere keine Hierarchieebenen übersprungen werden.
Fazit – 5 Axiome nach Paul Watzlawick
Die 5 Axiome beschreiben die Grundeigenschaften menschlicher Kommunikation. Wer diese Grundannahmen konsequent zu Ende denkt, versteht Watzlawicks Fokus: „Das geht so weit für mich, dass, wenn ich zum Beispiel Ehe-Therapie betreibe, der Patient nicht mehr der Mann oder die Frau, sondern die Beziehung (die Kommunikation) zwischen diesen beiden Menschen ist. Das ist mein Patient. An der Beziehung (der Kommunikation) will ich arbeiten.“
Dr. Patrick Fritz
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