Richard David Precht hat 2013 in seinem Buch „Anna, die Schule und der liebe Gott“ 10 Prinzipien für bessere Schulen zusammengestellt. 2022 hat er in „Freiheit für alle: Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten“ auf 12 Prinzipien erweitert. Für Precht ist die von ihm skizzierte Sinngesellschaft nur auf Basis eines reformierte Bildungssystem denkbar. Lass dich inspirieren, wie Schule sein könnte!
Inhalt
Pflege die intrinsische Motivation des Kindes

Frei nach Maria Montessori müssen wir davon wegkommen Kinder „belehren zu wollen“ sondern sie zu „Baumeister ihrer Selbst“ zu befähigen, so Precht.
Dazu müssen wir die intrinsische Motivation (Eigenmotivation) die aus dem Schüler selbst entspringt schützen. Extrinsische Motivation (Fremdmotivation) durch Anreize außerhalb der Person gilt es zu vermeiden.
In Führungskreisen setzen wir dieses Prinzip z.B. durch die Freiwilligkeit der Teilnahme um. Wir nehmen keine Aufträge an, eine Führungskraft gegen ihren Willen zu reparieren.
Lass das Kind individuell lernen

Mit Angeboten wie der Khan Academy, Anton, Studyflix oder Coursera können sowohl Kinder als Auch Erwachsene je nach Begabung ihr Lerntempo selbstständig steuern. So erlebt das Kind Selbstständigkeit und entwickelt Selbstvertrauen.
Albert Bandura spricht in diesem Zusammenhang von Selbstwirksamkeit. Das persönliche Zutrauen in die eigenen Möglichkeiten und Kompetenzen durch positive Erfahrungen.
Erkläre Zusammenhänge in Projekten

Stoffgebiete oder Fächer wie Geografie, Geschichte, Physik und Ökonomie lassen sich am besten in Projekten verstehen. Ein projektbezogener Unterricht ist das Ziel.
Das entscheidende Merkmal für ein Projekt (von lateinisch proiectus ‚nach vorn geworfen‘) ist die Einmaligkeit des Vorhabens. D.h. projektbezogener Unterricht ist das genaue Gegenteil gewohnten Lernalltag.
In Führungskreisen übersetzen wir dieses Prinzip mit Multi-Perspektivität. Erst durch den Blick der vielen, gelingt zumindest eine Annäherung an die vorläufige Lösung komplexer Problemstellungen.
Binde Schüler in die Schulgemeinschaft ein

Jahrgangsklassen sind in der Volks- oder Grundschule sinnvoll. Spätestens mit dem siebten Schuljahr bieten sich Lernteams mit ähnlichen Interessen an (passend zu oben genannten Projekten).
Beim Design Thinking werden z.B. alle Fachleute, die bei der Befriedigung des Kundenbedürfnisses hilfreich sind, in ein Team entsendet. Daraus ergeben sich interdisziplinäre Teams mit 5-6 Personen.
In Führungskreisen fokussieren wir uns zwar auf bestimmte Zielgruppen wie Produktions– oder Vertriebsleiter. Allerdings erreichen wir durch den überbetrieblichen Ansatz eine bunte Mischung an Erfahrungshintergründen und Kompetenzen.
Bilde Lernhäuser für eine Beziehungs- und Verantwortungskultur

Nicht nur Schüler sollen in Teams unterrichtet werden, auch die Lehrer sollen in Teams zusammenarbeiten. Damit können sich echte Beziehungen und Verantwortungsgefühl über Jahren hinweg entwickeln.
Wie wichtig die Beziehung zueinander sind, zeigt das SCARF Modell. Die fünf Muster, die zu hoher Leistung und Zufriedenheit führen sind: Status, Certainty, Autonomy, Relatedness und Fairness.
In Führungskreise arbeiten immer ein Moderator und ein Fachexperte zusammen. Dadurch wir Prozess-Knowhow mit Fachexpertise kombiniert. Wieso soll das in Schulen nicht gelingen (Stichwort Team Teaching)?
Fördere Werte und Wertschätzung in der Schule

Feste Mahlzeiten, religiöse Feste, regelmäßige Beisammensein, Initiations- und Abschiedsrituale, Schuluniformen und vieles mehr fördern das Zusammenleben und Pflegen den Sinn für Strukturen. Ein bisschen Hogwarts tut jeder Schulte gut, so Precht.
Salzmann schlägt verschiedene Techniken vor, um Werte im anderen zu erkennen. Eine Übung, die mir besonders gut gefallen hat, trägt den Namen die „Kehrseite der Medaille“. Die Leitfrage dabei lautet, welches Licht wirft diesen Schatten?
Schaffe eine lernfreundliche Schule

Die Unterteilung in Lernhäuser erfordert eine dezentrale Schularchitektur mit einem Campus als Mittelpunkt. Ein Netzwerk an architektonischen Beziehungen.
Ein schönes Beispiel hierfür ist die Schule am See in Hard in Vorarlberg. Dort lernen Volksschulkinder und Jugendliche jahrgangsübergreifend, meist in individualisierten Lernformen und bei den Älteren in Tischgruppen.
Wähle geeignete Lehrer aus

Der Lehrberuf ist nach Precht ein Begabungsberuf, bei dem das Wie der Vermittlung von zentraler Bedeutung ist. Ein guter Lehrer ist immer ein guter Erzähler.
Um packende Geschichten zu erzählen, sollten Lehrer die Heldenreise nach Joseph Campbell kennen. Wir glauben immer wieder unterschiedliche Geschichten zu hören, im Kern läuft aber immer dasselbe Muster ab.
Aus der Erfahrung in unseren Führungskreisen kann ich Precht nur zustimmen. Nach gut über 1000 Referenten zeigt sich das immer selbe Muster. Gute Erzähler berühren, deren Geschichten bleiben haften. Alles andere geht im Alltag unter.
Öffne Schule für befähigte Menschen

Da es aufgrund von Punkt 8 weniger Lehrer geben wird, wird die Schule für Menschen aus der Praxis geöffnet. Forscher und KFZ-Mechaniker sind nur zwei Ideen.
In Führungskreisen ist das Lernen von- und miteinander ein Leitprinzip. Experten können selten so viel Wissen in sich tragen, wie eine Gruppe mit erfahrenden Praktikern.
Trainiere die Konzentrationsfähigkeit

Handys sind nur eine mögliche Ablenkung für Kinder in jungen Jahren, aber auch für Erwachsene. Die Schule schafft hier einen Gegenpol, um zur Ruhe zukommen.
In Führungskreisen bevorzuge ich bewusst Referenten, die ihre Gedanken am Flipchart entwickeln können. PowerPoint & Co sind nur eine weitere Form der Ablenkung.
Wähle eine persönliche Bewertung anstelle Noten

Was manche Schulen in Grundzügen begonnen haben, soll zum Standard werden. Individuelles Feedback zur Leistung des Schülers und spielerische Wettbewerbe zwischen den Lernhäusern stärken das Teamgefühl.
Edgar Schein, emeritierter Professor für Organisationspsychologie am MIT in Cambridge, hat ganz konkrete Leitplanken zum Feedback geben entwickelt. Dazu gehört, dass sich Feedback-Geber (Lehrer) und Feedback-Nehmer (Schüler) über die Ziele des Feedbacks einig sein müssen.
Gib jedem Kind eine faire Chance

Für den Schüler bedeutet das eine verbindliche Schulzeit in Form einer Ganztagsschule bis 16 Uhr, in der alle Hausaufgaben erledigt werden. Zudem eine gemeinsame Schule für alle bis einschließlich des zehnten Schuljahres, ergänzt um Sport- und Kulturangebote.
Dr. Patrick Fritz
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